Frankfurt am Main, 5. September 2019 (geno). Die Frankfurter Volksbank und die Taunus-Sparkasse legen rund 50 ihrer Filialen zusammen. Sie betreiben künftig gemeinsam 26 Geschäftsstellen, die sie „Finanzpunkte“ nennen. Das meldet das „Handelsblatt“ am Dienstag. Es sei ein Modell, das es in dieser Form noch nicht gibt. „Erstmalig haben mit unseren Instituten eine Sparkasse und eine Volksbank eine flächenendeckende Kooperation vereinbart“, äußerte die Chefin der Frankfurter Volksbank, Eva Wunsch-Weber, gegenüber der überregionalen Wirtschaftszeitung.
Die beiden Geldhäuser wollen die Standorte jeweils zwei Tage in der Woche besetzen. Immer, wenn Volksbank-Mitarbeiter vor Ort sind, leuchtet der von außen sichtbare Beratungstresen der Filiale in Blau. Ist die Sparkasse an der Reihe, leuchtet er in Rot. „Wir wollten nicht dem üblichen Reflex folgen, die Geschäftsstellen einfach irgendwann zu schließen“, so der Spitzenmann der Taunus-Sparkasse, Oliver Klink.
Die neuartige Kooperation zweier bislang fast erbitterter Konkurrenten lässt bundesweit aufhorchen. Sie hat bereits konkrete Impulse und Interesse zur Zusammenarbeit zwischen beiden Wettbewerbern in anderen Regionen der Bundesrepublik Deutschland ausgelöst.
Kenner der genossenschaftlichen Bankenszene insbesondere in Ostdeutschland reiben sich die Augen, denn bereits zu tiefsten DDR-Zeiten wurden solche Kooperationen – allerdings „von oben herab“ – verordnet. Sie mündeten am 29. April 1982 in einer „Arbeitsanweisung unter den Bedingungen des kooperativen Zusammenwirkens auf dem Gebiet des Zahlungs- und Sparverkehrs“. Vorausgegangen war ein wahrscheinlich in den Jahren 1968/69 entstandener Bericht für die Ausarbeitung eines neuen Musterstatuts. Zu belegen war: „Warum ist der Zusammenschluss der Banken für Handwerk und Gewerbe zu Kreisbanken richtig und notwendig ?“
Die diesbezüglich eingesetzte wirtschaftspolitische Universalwaffe nannte sich „territoriale Rationalisierung“. Um ihre durchschlagende Kraft zu untermauern, wurde im thüringischen Kreis Gotha ein Pilotprojekt absolviert. Dabei war der Zahlungs- und Sparverkehr in den kleinen Zweigstellen der Genossenschaftskassen in Waltershausen, Friedrichroda, Georgenthal, Ohrdruf, Tabarz und Tambach-Dietharz von den jeweiligen örtlichen Zweigstellen der Sparkasse übernommen worden. Zu den Ergebnissen heißt es in einem Untersuchungsbericht, dass 13 Arbeitsplätze – zehn Prozent der Arbeitsplätze an den Bankschaltern des Kreieses Gotha – eingespart wurden. Zudem wurden „500 Quadratmeter Büroraum freigegeben, zahlreiche Maschinen, Raumschutzanlagen, Panzerschränke und Tresortüren freigesetzt“. Die Verwaltungskosten seien um jährlich 158.000 Mark gesunken. Daraus wurde geschlussfolgert, dass „das Beispiel in allen Kreisen unserer Republik verallgemeinerungswürdig ist“.
Zu diesen Zentralisierungsbestrebungen im Finanzsektor der DDR schreibt der heute in Brandenburg tätige Genossenschaftshistoriker Marvin Brendel: „Zusätzlichen Schub bekam das Fusionsstreben durch einen Beschluss des Ministerrates von Anfang 1972, der die Überführung der Betriebe mit staatlicher Beteiligung und von industriell produzierenden Produktionsgenossenschaften des Handwerks (PGH) in Volkseigentum festgelegt hatte. Im Zuge dessen mussten die Genossenschaftsbanken 1.365 – rund 36 Prozent – der bislang von ihnen betreuten PGH sowie 1.207 Privatbetriebe – gut vier Prozent – an die Kreisfilialen der Staatsbank abgeben.“
Insgesamt verringerte sich die Zahl der gewerblichen Bankgenossenschaften der DDR durch die Fusionswelle in den 60er und 70er Jahre von 253 auf 96 Banken. Danach blieb diese Zahl bis zum Ende der DDR konstant. ++ (vb/mgn/05.09.19 – 146)
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[…] Frankfurt am Main, 18. Februar 2020 (geno). Verband der Regionen. geraten in eine schwierige Lage. Darüber informiert die “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (FAZ) am Dienstag unter Bezugnahme auf Aussagen des neuen Verbandsvorsitzenden Ingmar Rega. Um dem Druck auszuweichen und ihre Filialen mit Leben zu füllen, müssten sich die Institute immer mehr einfallen lassen. Die Kundenfrequenz in den Filialen ist rückläufig, dafür steigt der Personalaufwand im Backoffice vor allem im Meldewesen und im Kreditfolgemarkt. Die ersten Banken hätten deshalb in ihren Zweigstellen sogenannte Co-Working-Spaces eingerichtet, in denen beispielsweise Freiberufler temporär ihre Büros aufschlagen. Hier gibt es einen erfolgreichen Modellversuch in Frankfurt/Oder über den die GenoNachrichten bereits berichteten. Andere Genossenschaftsbanken teilen sich Geldautomaten oder ganze Filialen mit dem Wettbewerber SPARKASSE. […]