Leipzig, 22. Mai 2019 (geno). Die Idee, die tageszeitung (taz) aus ihrer tiefsten Krise zu retten und das am Abgrund stehende Printmedium im Jahr 1992 in der Rechtsform Genossenschaft zu gründen, stammte damals vom heutigen Bundesfinanzminister Olaf Scholz. Das bestätigte taz-Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch am Mittwoch in Leipzig am Rande der „Medientage Mitteldeutschland“ im Gespräch mit der Redaktion GenoNachrichten. Damals sei Scholz Syndikus des Zentralverbandes deutscher Konsumgenossenschaften gewesen und habe die ratlosen taz-Akteure von dieser kooperativen Lösung überzeugt. Somit wird Olf Scholz als ausgewiesener Insider der Genossenschaftsszene geoutet.
In einer Podiumsdiskussion der Veranstaltung schilderte Ruch, der zu den taz-Mitgründern von 1979 zählt und Ende dieses Jahres nach 40jähriger Geschäftsführung ausscheidet, den außergewöhnlichen Werdegang dieser Berliner Tageszeitung. „Wir wollten damals die Welt verbessern und die Arbeiter zum Eigentümer ihres Betriebes machen.“ So sei die taz als selbstverwaltetes Konstrukt entstanden und später zur Genossenschaft mutiert.
Erst kürzlich ließ Ruch mit äußerst düsteren Prognosen aufhorchen. „Das System Zeitung ist am Ende“, erklärte er in einem Interview. Einerseits gebe es keine Anzeigen mehr und andererseits seien Herstellung und Transport materieller Informationsträger völlig überflüssig geworden. Die Musikindustrie habe es längst erwischt. Jetzt seien die Zeitungen dran. Dagegen sieht er die taz, die nach seiner Überzeugung ab 2022 nur noch am Wochenende auf Papier erscheint, für das digitale Zeitalter gut gerüstet – vor allem wegen ihrer treuen Leser. Die taz habe mehr als 19.000 Eigentümer und 47.307 Abonnements. Der Geschäftsführer erläutert das näher: „Die taz hat Leser, die sie für notwendig halten. So wie sie vor vierzig Jahren Vorausabonnements zahlten, so zahlen sie heute für Artikel der digitalen taz, obwohl sie sie auch ohne zu zahlen lesen könnten. Ich habe gar keine Bange , dass wir die Leute, die man braucht, um eine gute digitale taz herzustellen, auch in Zukunft werden finden können. Die taz ist ein Profiteur der Krise“. ++ (me/mgn/22.05.19 – 097)
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Kommentar: Endlich ein Beleg. Unserer genossenschaftliches Verbandswesen lebt von seinen traditionell guten Beziehungen zur Politik.
Wenn Olaf Scholz das Innenleben der Genossenschaftsorganisation kennt und nicht tut um die Fehlentwicklung zu korrigieren, sind die jüngsten Wahlergebnisse die richtige Antwort.
Gerald Wiegner Vorstand igenos e.V.
1 Kommentar.
Was ist dran an dem Gerücht, dass Herr Scholz heute auf die gleiche Idee kommen könnte, wie damals bei der „TAZ“ ? Kommt jetzt die SPD eG ?