Mondragon: Baskisches Genossenschaftssystem beweist Überlegenheit der Selbstverwaltung

Madrid/Vitoria-Gasteiz, 21. Dezember 2015 (geno). Spanien hat ein gesamtstaatliches und 14 regionale Genossenschaftsgesetze. Besondere Vorzüge weist das „La ley de cooperativas del Pais Vasco“ – das Kooperativengesetz im Baskenland aus. Musterbeispiel dafür sind die Mondragon-Genossenschaften, deren Statuten von fünf Grundsätzen geprägt sind: Arbeitsplatzbeschaffung, Vergütungssolidarität, gleichmäßige Kapital- und Gewinnverteilung sowie eine demokratische Betriebsorganisation. Letztere geht auch über den Rahmen des Unternehmens selbst weit hinaus und übt großen Einfluss auf die politische Regionalentwicklung aus. So enthält das 1982 vom baskischen Parlament erlasssene Genossenschaftsgesetz die Regelung, dass die Genossenschaftsvertreter in zahlreichen staatlichen und korporatistischen Gremien sitzen. So werden ihre Interessen bei regionaler Wirtschafts- und Sozialpolitik gewahrt. Am Beispiel Mondragon mit seiner Fabrikation von Haushaltsgeräten, Möbeln und Maschinen lässt sich eindrucksvoll nachweisen, dass dies ein Stabilitätsfaktor bei der Bewältigung von Krisen ist. Arbeitsplatzsorgen müssen sich die Mondragon-Mitglieder trotz der hohen Arbeitslosenrate im Baskenland nicht machen. Zudem ist der Dachverband baskischer Kooperativen über den „Consejo Superior de Cooperativas de Euskadi“ – Oberster Rat der Kooperativen des Baskenlandes – direkt an die Regierung angegliedert.

Darüber hinaus gewinnt Mondragon durch die Existenz seiner Studentenkooperative Alecoop kontinuierlich junges hoch qualifiziertes Personal. Die Ingenieurtechnik-Studenten können dort durch Halbtagsarbeit ihre Ausbildung finanzieren. Diese 1970 gegründete Kooperative wird von Studenten in Selbstverwaltung betrieben. Diese Beispiele widerlegen eindrucksvoll die klassischen Vorurteile und wirtschaftsliberale Theorien über eine prinzipielle Ineffizienz der Selbstverwaltungsökonomie gegenüber privatkapitalischen Wirtschaftsweisen. ++ (es/mgn/21.12.15 – 323)

www.genonachrichten.wordpress.com, www.genossenschaftsnachrichten.wordpress.com, e-mail: 133mgn@gmail.com, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

update: Genonachrichten 26-02-2018 vom Die Feierlichkeiten zum 200. Geburtstag, des am 30. März 1818 in Hamm/Sieg geborenen, bedeutenden deutschen Sozialreformers werfen vor Allem in seiner Geburtsstadt schon ihre Schatten voraus. So hatte das marienthaler forum am 24. Februar im Kulturhaus Hamm Dr. Hans Harms aus San Sebastian zu Gast, der über Mondragón im Baskenland – eine Genossenschaft als Globaler Player referierte. Ulrich P. Schmalz, die seit Jahrzehnten rührige Triebfeder des marienthaler forum www.schmalz-wissen.de begrüßte zusammen mit dem Co-Veranstalter, Landespfarrer Peter Mörbel,Studienleiter an der Evangelischen Akademie im Rheinland www.ev-akademie-rheinland.de und dort verantwortlich für die Themenbereiche Wirtschaft und Soziales, in angenehm knapper Form und ließ damit mehr Raum für den Gastredner, der viel über die MCC Mondragón Corporación Cooperativa www.mondragon-corporation.com/de zu berichten wußte. Mondragon  ist  die größte Genossenschaft und das siebtgrößte Unternehmen Spaniens und mit Sitz in Mondragón im Baskenland global in der Rechtsform S. Coop. (Genossenschaft) tätig ist, wobei mit mehr als 100 Unternehmen in 258 Geschäftsbereichen, wie Maschinenbau, Automobilindustrie, Haushaltsgeräte, Bauindustrie, Einzelhandel (u. A. Supermarktkette Eroski), Banken und Versicherungen, mit 74.335 MitarbeiterInnen ein Umsatz von € 12,11 Milliarden (2015) ausgewiesen wird. Auch 15 Technologiezentren gehören zum MCC Verbund, der damit nach eigenen Angaben die größte Produktiv-Genossenschaft der Welt ist.Was verbirgt sich hinter MCC? HUMATITY AT WORK steht nicht von ungefähr in Grossbuchstaben auf dem Firmenlogo. Wie soll das gehen ist die erste Frage die sich aufdrängt denn was gerade haben die vier Hauptgeschäftsfelder Finanzierung, Industrie, Handel und Wissen bitte mit Humanität zu tun?Dr. Harms erklärt verständlich, warum die Gesellschaftsform der Cooperative im Baskenland so ausgeprägt ist. Es gab keine großen Industrieansiedlungen und somit keine massenhafte Beschäftigung, die Menschen haben sich daher zusammengetan, um gemeinsam für ihr Überleben zu sorgen.Die 1956 erfolgte MCC Gründung geht auf den Priester José María Arizmendiarrieta zurück, der – von den offiziellen Stellen ungeliebt – nach einer Gefängnisstrafe in diese ehemals arme Region verbannt wurde.Dort begann er auf Basis der hunderte Jahre alten Metalltradition ein Berufsschulprojekt, um den Jugendlichen eine Lebenschance zu eröffnen, wobei 4 von diesen Ausgebildeten die erste Cooperative begründeten. Nach Ablehnung seitens der spanischen Banken aus dem fernen Madrid wurde eine eigene gegründet und erfuhr über den regionalen Charakter starken unterstützenden Zuspruch, zählt heute zu einer der führenden Institute Spaniens.Gleiches Procedere vollzog sich, nachdem auch die Sozialversicherung eine Aufnahme ablehnte.  Im Mittelpunkt allen Denkens und Handelns stehen die Sicherheit der Arbeitsplätze, Bildung und Innovation, wusste Dr. Harms ebenso zu berichten, als von einem maximalen Schlüssel 1 : 6 bei der Entlohnung von Mitarbeitern zu den Führungskräften, was überdurchschnittliche und gleichzeitig stabile Vergütungen gewährleistet. Der Erfolg der Cooperative zeigt sich zudem in Krisenzeiten, durch die MCC oder Teile seiner Mitgliedsunternehmen steuert, ohne dass die Mitarbeiter alleine die Zeche bezahlen, indem gemeinsam der Gürtel enger geschnallt wird, bis die Kurve wieder aufwärts geht. Dr. Harms belegt darüber hinaus anhand einiger OECD Statistiken, das HUMANITY AT WORK sowohl funktioniert, als absolut ernst gemeint ist. Die durchschnittliche Lebenserwartung ist messbar und im Baskenland höher als in Spanien.Die positive Differenz des weltweit in führenden Positionen liegenden Baskenland zu Spanien muss also – da die mediterranen Bedingungen gleich sind – andere Indikatoren haben.Stressbedingte Zivilisationskrankheiten sind weitaus seltener, der Gesundheitszustand ist besser, das Durchschnittseinkommen höher, die Work/Life Balance ausgeglichen.Ja: es gibt sogar einen Wohlfühlindex in dem die Basken führend sind. Das Modell Genossenschaft funktioniert und ist damit der festen Überzeugung von Dr. Harms folgend, zur Nachahmung empfohlen.Es kommt bei MCC Mondragón Corporación Cooperativa nicht darauf an, was die Unternehmen produzieren oder leisten, sondern wie die Betriebe arbeiten und wie ihre Mitarbeiter und Teilhaber sich mit ihrer Arbeit, mit ihrem Projekt identifizieren. Ein wichtiges Kriterium ist die Betriebsgröße.Genossenschaft funktioniert nur in überschaubaren Betriebseinheiten. Wenn also ein Unternehmensbereich zu groß wird, folgt eine natürliche Zellteilung und ein neuer Geschäftsbereich entsteht.Darum besteht die 1956 gegründete Genossenschaft inzwischen aus 258 selbständigen Geschäftsbereichen, ist weltweit tätig und in vielen Segmenten da bei Marktführer oder Systemlieferant.

Den vollständige Beitrag zur MMC Mondragon finden Sie in den Genonachrichten vom  26.02.2018

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