Berlin, 26. September 2020 (geno). Ein Netzwerk des Bündnisses www.genossenschafter-innen.de – darunter die Initiative „Genossenschaft von unten“ – schloss am Sonnabend in Berlin seinen ersten alternativen Genossenschaftstag mit vier Workshops ab. Im Vordergrund des zweiten stand die innergenossenschaftliche Demokratie und deren Stärkung. Zunächst erfolgte eine Bestandsaufnahme. Die Bilanz sieht bitter aus, weil wichtigste Prinzipien der Selbstverwaltung und der Mitgliedermitbestimmung von den genossenschaftlichen Leitungsgremien nicht nur vernachlässigt, sondern regelrecht bewusst unterdrückt werden. Ähnliches gilt für die Förderung der Mitglieder, der nach den Worten von Rechtsanwältin Manuela Rutzen höchste Beachtung zu schenken ist. Die Juristin betätigt sich als Kooperationspartnerin des Prüfungsverbandes der kleinen und mittelständischen Genossenschaften Berlin.
Im Mittelpunkt der Diskussion standen desweiteren die Rechte der Mitglieder in der Generalversammlung und in der Vertreterversammlung. Ein Mitglied des Berliner Bau- und Wohnungsbauverein von 1892 erläuterte seine Erfahrungen als Aufsichtsrat. Es sei schwierig, Mitglieder zu einer konstruktiven Mitwirkung zu animieren. Das betreffe insbesondere junge Leute. Häufig würden den zur Mitwirkung Bereiten aus den Leitungsgremien „Knüppel zwischen die Beine“ geworfen. Oft gebe es Ausgrenzungen, die von Vorständen gesteuert werden. „Genossenschaften sind inzwischen normale Unternehmen geworden“, kritisierte seine Mitgenossin. Sie nennt das neoliberal.
Konstatiert wurde, dass die Tätigkeit von Satzungskomissionen unterschätzt wird. Die Satzung einer Genossenschaft ist von zentraler Bedeutung. Sie verkörpere das „Grundgesetz“ jeder Genossenschaft und müsse als zentrales Arbeitsinstrument im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen.
Vor diesem Hintergrund sind standardisierte Verbandssatzungen mit besonderer Vorsicht zu genießen.
Der Alternative Genossenschaftstag in Berlin hatte am Vorabend mit einer Podiumsdiskussion begonnen. Ein Nachfolgetreffen findet am 21. Oktober 2020 statt. ++ (at/mgn/26.09.20 – 146)
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