Freiburg im Breisgau, 26. September 2018 (geno). Der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Katholischen Altenhilfe in Deutschland, Hanno Heil, hat eine Idee. Er erklärt sie am Dienstag im Deutschlandfunk. Seine Zukunftsvision ist eine Pflege, die wieder lokal organisiert ist und durch Stiftungen oder Genossenschaften finanziert wird. Privatleute könnten Genossenschaftsanteile von Pflegeeinrichtungen in ihrer Nähe kaufen, an dem Ort, wo sie vielleicht einmal selbst gepflegt werden. So würden sie sehen, was mit ihrem Geld passiert, bekämen eine geringe Rendite und die Sicherheit auf einen künftigen Pflegeplatz. Pilotprojekte gebe es bereits. Dazu zählt die nördlich des Bodensee gelegene WoGA Pfullendorf eG, in der drei Wohngemeinschaften mit insgesamt 55 pflegebedüftigen Menschen leben.
Zu dieser Quintessenz kommt der Pflegeexperte, nachdem er zuvor die gesamte leidvolle Klaviatur zwischen Profit und Gemeinwohl seit Erfindung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 durchgespielt hat. Seine Beschreibung ist präzise: „Bis 1995 hat jeder, der gepflegt hat, selber investiert. Die Familien haben investiert, die Wohlfahrtspflege, die Kirchen haben investiert, sie haben Geld mitgebracht, um zu pflegen, das ging über Jahrhunderte so. Der einzige Lohn war ein Lächeln auf dem Gesicht von Oma und Opa, oder die Himmelstür stand offen.
Seit 1995 kann ich Geld aus der Pflege herausholen, ohne zu pflegen. Ich kaufe Aktien, ich kaufe Unternehmen und ziehe Geld aus der Pflege, ohne selbst je in einem Altenheim gewesen zu sein. Das ist ein Paradigmenwechsel par excellance, das ganze System hat sich komplett gewendet seitdem“.
Der Theologe Heil kritisiert nicht die Familienunternehmen, die engagierten Pflegenden, die sich seinerzeit selbstständig gemacht haben und mit Herzblut Pflegeheime bauten, kauften und betrieben. Die würden auch heute noch gut und mit einem hohen ethischen Anspruch arbeiten.
Seine Ablehnung gilt den Unternehmen, die sich als „Heuschrecken“ gerieren. Es gebe einen Trend in den vergangenen zwei Jahren, dass große internationale Investmentgesellschaften Einrichtungen aufkaufen und diese dann auf „bestclass profitibility“ trimmen. Solche Firmen wollten und müssten Milionen-Gewinne erwirtschaften. Das gehe zwangsläufig auf Kosten der Quailtät. ++ (pf/mgn/26.09.18 – 192)
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