Osterwieck, 28. August 2018 (geno). „Es fährt kein Deersheimer im Kinderwagen rum, der nicht Genossenschaftsmitglied ist“. Diese originelle Lösung hat sich Ortsbürgermeister Wolfgang Englert ausgedacht, um der im sachsen-anhaltinischen Deersbach vor anderthalb Jahren in die Welt gesetzten Bürger-Genossenschaft kräftige und zukunftsweisende Impulse zu verleihen.
Dabei zahlt er die Genossenschaftsanteile für den Nachwuch keinesfalls aus der Gemeindekasse, sondern aus seiner Privatschatulle. Er ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der Genossenschaft, die offiziell das „Multifunktionale Dorfzentrum“ aus der Taufe hob und dazu eine Scheune umbaute. Der Plan lief in dem Moment an, als mit dem stillgelegten Einkaufsmarkt die letzte infrastrukturelle Versorgungssäule zusammengebrochen war. Die Mitgliedschaft in der Genossenschaft ist so begehrt geworden, dass auch ältere Kinder von den Eltern bereits angemeldet werden. So sind inzwischen 150 Dorfbewohner der 800-Seelen-Siedlung Genossenschaftsmitglieder geworden.
Die umgebaute Scheune ist zum Handels-, Dienstleistungs- und Kommunikationsmittelpunkt des Dorfes mutiert. Sie hat solche Attraktivität gewonnen, dass Besucher aus der gesamten Harz-Region kommen. Zu den besonderen Anziehungspunkten gehört eine Nähstube, in der Schneiderin Nicole Marchwinski höchste begehrte Nähkurse veranstaltet. Cafe und Einkaufsmarkt vervollständigen das Ensemble. Im Laden werden täglich 90 Kunden im Durchschnitt gesichtet. Allein das Geschäft rechnet sich nicht. Erst in der Summe mit den Einnahmen aus Vermietungen der Markthalle für Veranstaltungen und Beköstigungen, das Cafe und das Nähstübchen winkt dem Vorhaben eine stabile Zukunft. Auch geht es nicht ohne viel ehrenamtliches Engagement. So stehen den vier hauptberuflichen Verkäuferinnen in Teilzeit 40 Freiwillige zur Seite. Sie packen Waren ein oder aus, putzen oder holen täglich aus der Fleischerei im fünf Kilometer entfernten Städtchen Osterwieck Wurst- und andere Fleischprodukte. ++ (lg/mgn/28.08.18 – 170)
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