Köln, 20. August 2018 (geno). Eine mittelalterliche Idee und Praxis macht in der modernen Zeit Schule – auch in genossenschaftlichem Kleid. Sie nennt sich Beginenhof und repräsentiert das selbständige und unabhängige Leben von Frauen in einer harmonischen Gemeinschaft.
Inzwischen gibt es in Deutschland 17 Beginenhöfe. Der erste in Nordrhein-Westfalen ist der Beginenhof Köln, der im Jahr 2011 als Genossenschaft gegründet wurde. Zielstrebig folgte der dreijährige Bau der 27 Wohnungen umfassenden Anlage mitsamt großem Garten im Westen der Stadt Köln, nachdem 50 Frauen von der Beteiligung an dem bemerkenswerten Vorhaben überzeugt werden konnten. Ziel der Genossinnen mit der heute an der Vorstandsspitze stehenden Helga Bienfuß war es, preiswerten Wohnraum für Frauen zu schaffen. Das gelang auf höchstem ökologischen Niveau. Eigenproduktion von Elektrizität, Kraftwärmekopplung und eine dezentrale Regenwasserzisterne beweisen, dass die Frauen ihr selbstbestimmtes Leben auf Nachhaltigkeit im eigentlichen Sinne stützen.
Der Name Beginenhof geht auf eine spirituelle Gemeinschaft von Frauen im Spätmittelalter zurück. Seit den 12. Jahrhundert schlossen sich alleinstehende Frauen zu solchen ordensähnlichen Gemeinschaften zusammen. Sie sorgten selbst für ihren Lebensunterhalt, waren Handwerkerinnen, Lehrerinnen oder in der Krankenpflege tätig. Der kirchlichen Inquisition missfiel diese Autonomie, weil das Leben viel freier und weltlicher war als im Kloster. Deshalb wurden im 15. Jahrhundert viele solcher Gemeinschaften verboten oder in christliche Konvente umgewandelt. Mitte der 80er Jahre beschäftigten sich Theologinnen, Historikerinnen und Feministinnen wieder mit den Beginen, deren Fortbestand insbesondere in den Niederlanden nur wenig blockiert worden war. Sie gründeten Beginen-Vereine. Ein solcher war auch Vorläufer der Kölner Beginen-Genossenschaft. Die Bildung der Kooperative wurde erst beschlossen, als sich die Vereinigung auf die Errichtung eines gemeinsamen Bauensembles verständigt hatte. ++ (fr/mgn/20.08.18 163)
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