Migros beharrt auf genossenschaftlicher Autonomie – „Entscheidungsträger ticken solidarisch“

Basel, 19. Juni 2018 (geno). „In der Migros ticken die Entscheidungsträger solidarisch“. Das ist eine der Kernaussagen des neuen Chef des 300 Firmen umfassenden Genossenschaftsverbundes, Fabrice Zumbrunnen, in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ) zu Wochenbeginn. Er kenne die Realität der Migros genau. Transparenz und Vertrauen seien zu schaffen. Überzeugungsarbeit spiele in den Strukturen eine große Rolle. Um alle ins Boot zu holen, brauche es etwas mehr Zeit. Das sei in Kauf zu nehmen, habe aber auch Vorteile:  „Wenn die Leute Ja sagen, dann heißt es wirklich Ja, nicht nur weil der Chef es so will,“ so Zumbrunnen. Die Migros-Unternehmen genießen eine gewisse Autonomie. Würde alles zentralisiert, müssten mehr Leute beschäftigt werden. Das wäre gewiss nicht effizienter.

Der 48jährige Schweizer, der seit seiner Amtsübernahme zu Jahresbeginn ein markant genossenschaftliches Verständnis seiner Fühungsposition vertritt, orientiert seine Mission sehr eng am Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler. Von ihm stamme der Grundsatz, die Migros müsse das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für alle Produkte und Dienstleistungen bieten. „Er hatte das Unternehmen auch zu einem klaren Engagement  in Sachen Nachhaltigkeit, Kultur und Bildung verpflichtet. Ich bewundere, dass eine Persönlichkeit diese Vision hatte und Themen in den Statuten verankert hat, die viele Jahre später noch aktuell sind. Das kulturelle und gesellschaftliche Engagement der Migros ist mit ein Grund, weshalb wir wirtschaftlich erfolgreich sein wollen“, bekannte Zumbrunnen bei seiner ersten größeren Pressepräsenz in der Spitzenfunktion.

Er dirigiert eine Firma mit 105.000 Mitarbeitern und 28 Milliarden Franken Umsatz. Knapp zwei Drittel erwirtschaften die zehn regionalen Genossenschaften. Dahinter folgt mit 28 Prozent die Sparte Handel und mit 21 Prozent der Industriesektor mit Fleisch-, Milch- und Süßwaren-Sortimenten. Weiterhin gehören zum weit verästelten Migros-Genossenschaftsnetz die gleichnamige Bank, das Reisebüro Hotelplan und eine Liegenschaftsverwaltung. ++ (mi/mgn/19.06.18 – 119)

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Neuer Präsident der Migros-Genossenschaft lehnt Personenkult ab

Zürich, 10. Januar 2018 (geno). Fabrice Zumbrunnen steht seit Beginn dieses Jahres an der Spitze der Schweizer Genossenschaft Migros. Schon mit dieser Formulierung hätte der 47jährige Präsident des Handelsriesen seine Schwierigkeiten, denn sein außergewöhnliches Selbstverständnis ist darauf zentriert, einer von vielen Genossenschaftsmitgliedern zu sein. Auf diese Primus-Inter-Pares-Konstellation lassen eigentlich alle seine Äußerungen und Aktivitäten schließen, die er seit seinem Eintritt in die Migros-Genossenschaft Neuenburg-Freiburg im Jahr 1996 dargeboten hat. Sein Vorbild ist der Gründer der Genossenschaft Gottlieb Duttweiler und dessen Prinzipien frönt der nunmehr jüngste Migros-Dirigent aller Zeiten. Die “Neue Zürcher Zeitung” (NZZ) nennt den frisch Gekürten ein unbeschriebenes Blatt. “In den vergangenen Monaten wurde er zwar stets als einer der Kronfavoriten für den prestigeträchtigen Posten gehandelt. Dennoch wurde nie recht klar, warum ausgerechnet er sich als Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB), so der offizielle Titel, eignen sollte,” meint die NZZ. Obschon Zumbrunnen seit nunmehr fünf Jahren im Inneren der Migros-Machtzentrale tätig gewesen ist, habe die Außenwelt kaum je von ihm gehört. Um diesem Image möglichst treu zu bleiben, hat er bereits über die MGB-Pressestelle angekündigt, bis April dieses Jahres keine Anfragen zu beantworten. Vor einigen Jahren hat er in einem Interview mit dem “Migros-Magazin” gesagt, dass die Migros-Idee an sich wichtiger ist als die Personen. “Es ist gar nicht nötig, die Migros partout auf Personen zu reduzieren, wir brauchen diesen Hang zum Personenkult nicht,” so Zumbrunnen. …Weiterlesen