München, 13. Juni 2018 (geno). Für eine traumhafte Genossenschaftsgeschichte sorgt in München der Schauspieler Wolfgang Fischer. Der demnächst 77jährige macht sich ernsthaft Gedanken über die Zukunft seines idyllischen Anwesens mitten in der Großstadt München nach seinem Tode. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) am Mittwoch berichtet, will er es keinesfalls überheblichen Investoren oder verantwortungslosen Spekulanten überlassen. Sein Grundstück in der Nymphenburger Straße soll eine Art Gegenentwurf sein. Parterre und Keller stammen aus dem Jahr 1724. Fischers Urgroßvater kaufte das Haus 1873 und baute weitere Stockwerke darauf. Seine Mutter, die Schauspielerin Elfie Pertramer, ist dort aufgewachsen, ebenso wie er selbst auch. Als seine Tante starb, erbte er die familiäre Liegenschaft. 2005 kehrte Fischer nach drei Jahrzehnten USA-Aufenthalt nach München zurück, sanierte die Gebäude und bezog das Haus seiner Kindheit wieder. „Und irgendwann fing er an, sich Gedanken zu machen, was eines Tages geschehen sollte mit dem Grundstück. Eines Tages, ‚wenn ich drüben auf dem Waldfriedhof wohne'“, zitiert ihn die SZ.
Er fasste einen Beschluss. In seinem Testament steht nun, dass die Häuser nach seinem Tod der Münchner Genossenschaft Wogeno vermacht werden sollen. Rund zwei Millionen Euro wird diese dafür bezahlen. Davon sollen Fischers Neffen und Nichten in den USA etwas abbekommen. Seine Hausbewohner in München jedoch werden Mitglieder der Genossenschaft, Mieter und Eigentümer zugleich werden. Keinesfalls beabsichtigt Fischer, die Rolle eines großen Wohltäter übernehmen. „Er will einfach nur, dass der Besitz seiner Familie weiterhin mit Liebe behandelt wird. Und dass die Menschen, die dort leben, weiterhin gut leben können.“ So wie bisher. Wenn er mit jemandem einen Mietvertrag machte, gab es „keine freiwillige Selbstauskunft und solchen Firlefanz“. Wurde in einer Familie ein Kind geboren, kürzte er die Miete um 50 Euro zu deren Kostenentlastung. Um das auch nach seinem Ableben gewährleisten zu können, stieß er auf die Idee des genossenschaftlichen Wohnens und konkret auf die Wogeno. Das Zusammenleben dort – mit Gästeappartements, mit Generationen-Wohnen und gemeinsamen Festen – imponierte ihm. „Die Leute sind so glücklich, ohne dass es eine Kommune ist“, meint der Schauspieler. Es sei ein erlösender Gedanke für ihn gewesen, das Haus zurück an die Menschen geben zu können. ++ (wg/mgn/13.06.18 – 115)
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1 Kommentar.
Dieser verstorbene Immobilienbesitzer kommt aus heutiger Sicht ein Philanthropen gleich. Gut, dass mit einem Anwalt für Erbrecht Sicherheit geschaffen wurde und der Besitz in eine Genossenschaft übergegangen ist. Wo wird heut noch die Miete gekürzt, das klingt schon fast kommunistisch.