Erfurt, 4. November 2015 (geno). Die jährlichen Neueintragungen von Energiegenossenschaften in den Genossenschaftsregistern erreichten im Jahr 2011 einen Höhepunkt und nehmen seitdem ab. 2014 brachen sie regelrecht ein. Der Gründungsboom kam mit 29 Neugründungen im vergangenen Jahr, an dessen Ende bundesweit insgesamt 973 Energiegenossenschaften existierten, fast zum Erliegen. Das schreibt ein Autorenteam des „Forschungsnetzwerks Energiegenossenschaften“ – darunter Jakob R. Müller von der Universität Erfurt und Lars Holstenkamp von der Leuphana Universität Lüneburg – in der Wissenschaftszeitschrift „GAIA“. Gründe für die eingetretene Stagnation sehen die Wissenschaftler in der Benachteiligung von Energiegenossenschaften durch die Novelle des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes (EEG) gegenüber großen Anbietern. Um neue Dynamik zu erzeugen, seien deshalb andere Geschäftsmodelle notwendig. Immerhin verkörperten Energiegenossenschaften das Symbol für eine bürgernahe Energiewende. „So müssen die Genossenschaftsmitglieder etwa Know-how aufbauen, hauptamtliche Stellen schaffen und Risikokapital mobilisieren“, schlussfolgern die Wissenschaftler.
Müller, zu dessen Spezialgebieten die Governance von Genossenschaften auf dem deutschen Elektrizitätsmarkt zählt, koordiniert den Verbund „Forschungsnetzwerk Energiegenossenschaften“. Darin sind bislang 35 auf diesem Sektor tätige Wissenschaftler vernetzt. Zusätzlich gibt es im „Leibniz-Forschungsverbund Energiewende“ Interesse an einer interdisziplinären Genossenschaftsforschung. Die Teilnehmer des jüngst veranstalteten Bürgerenergiekonvents, an dem vor allem Vertreter von Energiegenossenschaften in Erfurt zusammenkamen, forderten von der Politik vor allem, die im sogenannten FONA-Programm begonnene Forschung fortzuführen und dafür auch künftig öffentliche Mittel bereitzustellen. FONA ist ein Synonym für Forschung zum nachhaltigen Landmanagement. ++ (en/mgn/04.11.15 – 290)
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