Obst- und Siedlungsgenossenschaft Eden hält Kurs – Vegetarier-Prinzip aus Satzung gestrichen

Oranienburg, 29. Mai 2017 (geno). Die zu Pfingsten des Jahres 1893 in Berlin-Moabit von 37 Freunden des Vegetarismus und des Genossenschaftsgedankens gegründete und dann in Oranienburg nördlich von Berlin installierte Siedlungsgenossenschaft Eden ist das erste Lebensreformprojekt seiner Art. Sie setzt die Tradition auch heute kreativ fort. Wie diese klassische, von Franz Oppenheimer konzipierte Vegetarier-Kolonie die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Klippen vor allem im vergangenen Jahrhundert umschifft hat, schildert Maritta Tkalec in einem ganzseitigen Beitrag in der Montagausgabe der „Berliner Zeitung“. Als besonders dramatisch erwiesen sich die Zeitabschnitte während des Nationalsozialismus und in der DDR-Epoche. Die Eden-Genossenschafter überstanden die Durststrecken weitgehend unbeschadet. Das ist auch der von ihnen beschlossenen und mehrmals modifizierten Satzung zu danken. Sie sicherte günstige Besitzverhältnisse. Das von den Edenern gekaufte Land wurde der Genossenschaft unveräußerlich übereignet und den Siedlern in Erbpacht gegen einen geringen Zins überlassen.  „So konnten neben gehobenem, idealistisch gestimmtem Publikum auch arme Familien den Weg ins naturnahe Arbeits- und Lebensparadies Eden finden“, schreibt die Autorin. Das vegetarische Ansinnen jedoch habe dem erwünschten Menschenzustrom im Wege gestanden. Das Vegetariertum verschwand schon 1901 aus der Satzung und dem Namen der Genossenschaft, in deren Siedlung  gegenwärtig 1.500 Menschen leben und arbeiten.

Der Arzt und Sozialreformer Franz Oppenheimer gehörte wie der kurzzeitige Finanzminister der Münchner Republik, Silvio Gesell, zu den Begründern und Förderern von Eden. Obwohl er selbst weder Vegetarier noch Kolonist war, betrachtete er die Siedlung als einen Ausgangspunkt der vollständigen Gesellschaftsreform. Seine Vision bestand darin, auf dieselbe Weise hundert Großgüter umzuwandeln und damit einen lawinenartigen Prozess loszubrechen. An dessen Ende unblutig und ohne Änderung eines einzigen Gesetzes die ausbeutungsfreie Gesellschaft stehen. ++ (ed/mgn/29.05.17 – 105)

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