Normandie folgt Exempel der WIR-Genossenschaft – 40 lokale französische Komplementärwährungen

Paris, 30. Januar 2018 (geno). Die nordfranzösische Region Normandie wird noch in diesem Quartal eigenes Geld einführen. Sie folgt mit einer solchen Komplementärwährung einer Idee, die bereits die im Jahr 1934 mitten in der Weltwirtschaftskrise gegründeten Schweizer Wirtschaftsring-Genossenschaft (WIR) umsetzte. Sie hatte damals das WIR-Giralgeld eingeführt, das heute noch als das bedeutendste Zahlungsmittel dieser Art gilt. Immerhin wurde damit im Jahr 2015 ein Jahresumsatz von knapp 1,4 Milliarden Franken erzielt. Dem System sind 45.000 kleine und mittlere Unternehmen angeschlossen. Das Geld wird inzwischen sogar manchmal als das „bessere Bitcoin“ bezeichnet, weil es die Spekulation im Gegensatz zu der neuen anonymen Kryptowährung völlig ausschließt. Es dient nur dem reinen Zahlungsverkehr unter den angeschlossenen Teilnehmern. Die neue Währung beruht nicht nur auf der Zinsfreiheit , sondern sah anfänglich sogar eine Rückhaltegebühr vor. Damit sollte dafür gesorgt werden, dass die Beteiligten das Geld zum Nutzen der anderen Genossenschaftsmitglieder wieder schnell ausgeben. Das stimmt mit der Auffassung von Silvio Gesell und seiner Zinskritik überein. Dieser äußerst radikale Begründer der Freiwirtschaftslehre zog vor etwa hundert Jahren gegen die „Monopolrenten“ durch den Besitz von Grund und Boden zu Felde. Moderne Vertreter komplementärer Währungen sind der Meinung, dass die Finanzspekulation der realen Wirtschaft nicht nur dringend benötigtes Geld entzieht und Wirtschaftskrisen auslöst, sondern auch sozial und ökologisch bewusstes Wirtschaften verhindert.

Unter Frankreichs früherem Staatspräsidenten Francois Hollande wurde 2014 ein Gesetz erlassen, das die Einführung von Parallelwährungen bewilligt, um gemeinnütziges Verhalten zu fördern. Inzwischen wird geschätzt, dass es in Frankreich etwa 40 lokale Komplementärwährungen gibt. In der Normandie wird es jedoch die erste für eine ganze Region gültige sein. Für das Projekt hat der Präsident der Normandie bereits 400.000 Euro budgetiert. Es wird eine Partnerbank für das Vorhaben geben, die mit einem Betrag von 100.000 Euro ausgestattet ist, um die Parität der neuen Währung mit dem Euro zu garantieren. Als zweitgrößte lokale Währung gilt der im französischen Teil des Baskenlandes seit 2013 kursierende Eusko. Davon befinden sich bereits 750.000 im Umlauf. Ihn nutzen 750 Vereinigungen und Organisationen. Die Stadt Bayonne will ihre Rechnungen in Eusko begleichen. Das will allerding die Zentralregierung in Paris unterbinden. ++ (kp/mgn/30.01.18 – 022)

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