Algeriens Genossenschaftssektor tendiert von schwach bis inexistent – Winzer-Kooperativen florieren

Algier, 3. Dezember 2015 (geno). Algeriens Genossenschaftssektor schwächelt nicht nur, sondern ist in der Landwirtschaft  so gut wie verschwunden. Vor der Unabhängigkeit des flächenmäßig größten Landes Afrikas im Jahre 1962 dominierten französische Kolonisten die Agraszene eindeutig. Zu Beginn der 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts besaßen 22.000 europäische Eigentümer mehr als 2,7 Millionen Hektar Land. Das waren 40 Prozent der bebauten Böden. Dabei bewirtschaftete ein französischer Siedler im Durchschnitt eine Fläche von rund 120 Hektar, während auf einen algerischen Bauer nur elf Hektar entfielen. Dann verließen die Franzosen in Scharen Algerien. Die ersten, auf Eigeninitiative beruhenden Kooperativen entstanden auf herrenlosen, von französischen Siedlern übernommenen Flächen. Nach Einsetzen der Agrarreform 1971 wuchs die Zahl der Kooperativen, die allerdings staatlicherseits keine Hilfen erhielten. Später änderte sich das, indem zur landwirtschaftlichen Mechanisierung Finanzmittel zur Verfügung gestellt wurden. In den 80er Jahren existierten etwa 6.000 Genossenschaften mit einer Anbaufläche von 1,1 Millionen Hektar. Eine dritte vorgesehene Stufe der „Charta der Agrarrevolution“ –  die Nationalisierung der Viehherden – wurde nicht mehr „gezündet“.

Inzwischen ist der agrarische Genossenschaftssektor auf nur wenige Fragmente geschrumpft. Eine dieser Nischen, die jedoch floriert, füllen Winzer-Kooperativen. Fast alle Weingüter sind genossenschaftlich organisiert. Sie stehen zwar unter staatlicher Aufsicht, wirtschaften dennoch zunehmend selbsständiger. Eines der größten ist die „Union des Cooperatives des Viticultures“ (COOPEVIT) mit etwa 10.000 Mitarbeitern. Das Handwerk der algerischen Winzer fußt auf dem einst von den französischen Kolonialherren in Algerien im Jahr 1830 eingeführten Weinbau. Den Höhepunkt erreichte die algerische Weinwirtschaft im Jahr 1938, als sie rund 21 Millionen Hektoliter erzeugte. Das entsprach etwa einem Drittel der französischen Weinproduktion. Heute beträgt die Jahreserzeugung rund 500.000 Hektoliter. Der Rückgang ist auch auf das muslimische Alkoholverbot zurückzuführen. Die Weine gehen zumeist in den Export. 

Nur ein Fünftel des algerischen Territoriums wird landwirtschaftlich genutzt, meist als Weideland. Nur drei Prozent sind Ackerfläche. Wald- oder besser Sträucher – wächst auf zwei Prozent des Staatsgebietes. Bemühungen, mehr Boden in den Trockengebieten und in der Wüste Sahara zu kultivieren, gab und gibt es phasenweise. ++ (al/mgn/03.215 – 311)

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