La Paz, 28. Februar 2017 (geno). Bolivien hatte im vergangenen Jahr erhebliche Auseinandersetzungen zwischen Gewerkschaften, staatlichen Instanzen und dem Genossenschaftssektor im Bergbau zu verkraften. Es gab sogar Todesopfer bei gewaltsamen Ausschreitungen. Zu ihnen zählte Boliviens stellvertretender Innenministes Rodolfo Illanes und drei Bergleute. Anlass für die Straßenschlachten, bei denen die Bergleute Dynamitstangen und die Polizei Schusswaffen einsetzten, ist die Modifizierung eines Bergbau- und Metallverarbeitungsgesetzes am 8. August 2016 durch das bolivianische Parlament gewesen. Ein zweiter Streitpunkt war die Änderung des Genossenschaftsgesetzes durch die Regierung. Es löste die Befürchtung von Einmischungsversuchen der Gewerkschaften aus, die den bis dahin unabhängigen Organisationsstrukturen der Kooperativen die Pflicht zur Bildung gewerkschaftlicher Gremien aufzwingen wollten.
Die Zahl der bolivianischen Bergbau-Genossenschaften im Bezirk La Paz ist von 200 Kooperativen im Jahr 2008 auf das Fünffache 2015 gestiegen. Ein Grund für das rasante Wachstum des Genossenschaftssektors ist ein 2014 verabschiedetes Bergbaugesetz, das auch in anderen Landesteilen das Entstehen einer großen Zahl von Bergbau-Kooperativen auslöste.
Die Geschichte der Bergbau-Kooperativen in Bolivien hat ihren Anfang im Jahr 1985. Damals wurden die Arbeitsgesetze unter Präsident Victor Paz Estenssoro flexibilisiert. Das hatte Massenentlassungen beim Montankonzern Comibol zur Folge. 20.000 Bergleute verloren ihren Arbeitsplatz und gründeten Kooperativen. Im Jahr 1990 gab es 400 Montan-Genossenschaften. Ihre Zahl verdoppelte sich bis 2005. Ihre politische Einflussnahme wuchs enorm, indem sie von der MAS-Regierung stark privilegiert worden ist. ++ (bg/mgn/28.02.17 – 042)
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