Zur Zukunft der Genossenschaftswissenschaft in Deutschland

Saarbrücken, den 21.01.25. Perspektiven werden häufig erst aus einer Rückblende verständlich. Eine von igenos und CoopGo aktualisierte Marktanalyse brachte interessante Informationen zutage. Für die Genossenschaftsinstitute an deutschen Universitäten gab es schon bessere Zeiten. Genossenschaftswesen war häufig als Lehr- und Prüfungsfach im wirtschafts wissenschaftlichen Studium etabliert. Wissenschaftliche Mitarbeiter promovierten zu einem auf das Genossenschaftswesen bezogenen Themen und wechselten danach nicht selten in die Genossenschaftspraxis. Die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis funktionierte erfreulich.

Den universitären Genossenschaftsinstituten waren und sind bis heute Förderkreise angeschlossen, denen Genossenschaften meist aus dem Umfeld als Mitglieder angehören. Auf erweiterter Förderkreisebene finden Vortragsveranstaltungen mit regem Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis statt.
Andere Förderer, namentlich die DZ-Bank Stiftung trugen wesentlich zur Finanzierung der genossenschaftlichen Forschung und Herausgabe von Schriftenreihen zum Genossenschaftswesen bei. Allerdings werden diese Fachveröffentlichungen vor allem als Nachweis für eine wissenschaftliche Veröffentlichung gebraucht und sind kaum verbreitet. Die Auflagenhöhe befindet sich im Sinkflug, gleichzeitig nimmt das Interesse an der Rechtsform Genossenschaft ab, da diese als zu kompliziert empfunden wird.

In der Vergangenheit wirkten bekannte Juraprofessoren an der Vorbereitung von Novellierungen des Genossenschaftsgesetzes mit. Auch das ist inzwischen leider Vergangenheit. Kurz und gut: Das Zusammenwirken zum beiderseitigen Nutzen galt und gilt zum Teil noch als erfreulich, nimmt aber tendenziell ab. Ein Beispiel dafür ist das fehlen von Fachanwälten für Genossenschafts- und Vereinsrecht.

Das alles ist auf zwar nicht gänzlich abhanden gekommen, existiert aber mehr und mehr nur noch auf Sparflamme fort. Förderkreise schrumpften oder wurden aufgelöst. Kritische Themen sind unerwünscht. Damit sind auch heute die Institute weniger als Begleiter und Ratgeber der Praxis gefragt. Wie konnte es dazu kommen?Nach Auffassung von igenos hat u.a. das Bestreben der Genossenschaftsverbände, als alleiniger Dirigent der Genossenschaftslandschaft aufzutreten und neue Geschäftsfelder für sich zu erschließen, dazu beigetragen. Mit dem Prüfungsmonopol der Genossenschaftsverbände lassen sich marktwirtschaftliche Kriterien nicht vereinbaren. Dennoch haben die genossenschaftlichen Prüfungsverbände inzwischen begonnen, ihre Kunden wie Wirtschaftsunternehmen in A-, B- und C-Kunden einzuteilen. C-Kunden sind Klein- und Kleinstgenossenschaften, die den Verbänden keinen Ertrag bringen und nur Zeit und Geld kosten, aber derzeit mehr als 50 % der Grundgesamtheit ausmachen. Diese oft sehr idealistischen und am Gemeinwohl interessierten „C-Kunden“ haben einen überdurchschnittlich hohen Beratungsbedarf, da die Organe der Genossenschaft mit ihrem Privatvermögen haften.

Durchaus produktive, aber eben auch kritische Töne der Genossenschaftsbasis und der Genossenschaftswissenschaft erhielten den Anstrich von Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Genossenschaftsorganisation. In einem solchen Klima musste die Genossenschaftsforschung allmählich abmagern und als Klotz am Bein der Praxis empfunden werden. 
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