Kein Wirtschaftswunder: DEGP Mitglieder stark verunsichert

Freitag der 13.September 2024. Ausnahmezustand beim DEGP Prüfungsverband. Die Internetseite ist abgeschaltet, die Telefonzentrale nicht besetzt. Der Vorstand wurde zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit ausgetauscht. Die Schlösser der Schließanlage ebenfalls. Unterstützung und Schadensbegrenzung leistet nun der in Dessau ansässige Schwesterverband VDP e.V.
Der VDP Mitunternehmerverband ist unter der Telefonnummer 0151- 26563822 und unter: info@menschen-machen-wirtschaft.de erreichbar. Beide Verbände sind aus dem pvdp (Prüfungsverband deutscher Produktiv Genossenschaften e.V.) hervorgegangen.

Betroffen sind bundesweit ca. 500 Mitgliedsunternehmen, die im Falle einer Auflösung ein akutes Problem haben, wenn sie keine Zweitmitgliedschaft in einem zugelassenen Prüfungsverband nachweisen können. Genossenschaften sind nach § 54 GenG verpflichtet, sich einem genossenschaftlichen Prüfungsverband anzuschließen.

Ursache für die Misere der DEGP war ein totalitärer Führungsstil, der mit der Genossenschaftsidee nicht vereinbar ist. Hinzu kamen persönliche Interessen einzelner langjähriger Mitglieder des Verbandsrats und ein unbeschreibliches Missmanagement. Der völlig überforderte Vorstand war Ende 2020 durch einen Putsch einer „Reichsbürgerfraktion “ an die Macht gekommen. Laut GenoLeaks vorliegende Unterlagen handelt es sich „um eine Gruppe von Finanzdienstleistern mit Affinität zur Idee des Völkischen“, die den DEGP als Vehikel missbrauchte um „…(erstmals) sogar gutes Geld zu verdienen“. Nach einem Wechsel im Verbandsrat und dem geordneten Abzug der Reichsbürger gab es immer wieder Bemühungen der Mitgliedsgenossenschaften, die Verbandsarbeit neu zu strukturieren, die Vernetzung der Mitglieder zu fördern und die grob vernachlässigte Digitalisierung voranzutreiben. Mehrere Genossenschaften wollten ihre speziellen Fachkenntnisse kollektiv in den Verband einbringen und einen digitalen Verbandstag organisieren. Stattdessen wurden die Mitgliedern mit einem nicht ganz echten „Wirtschaftswunder“ konfrontiert. Die langjährige und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen  dem DEGP und VDP wurde endgültig zerstört.

Eine Genossenschaft ist immer nur das, was ihre Mitglieder daraus machen. Insofern sind die Verbandsmitglieder für diese Entwicklung selbst mitverantwortlich. Wird die Mitgliedschaft zur reinen Formsache, bleibt die Rechtsform eine leere Hülle.
Das trifft offensichtlich auch auf einzelne Genossenschaftsverbände zu. Diese sind als ein Zusammenschluss von Genossenschaften zu verstehen. Die Genossenschaftsverbände haben seit 1889 die gesetzliche Aufgabe, die wirtschaftlichen Interessen der Mitglieder und Gläubiger zu vertreten, eine genossenschaftliche Revision. Auch das genossenschaftliche Verbandswesen basiert auf der genossenschaftlichen Idee von Transparenz und einer umfassenden aktiven Beteiligung der Mitglieder. Verbandstage, bei denen weniger als 5 % der Genossenschaftsvorstände anwesend sind und nur mit Vollmachten jongliert wird, sprechen nicht für, sondern gegen die genossenschaftliche Selbstverwaltung. Letzteres gilt auch für das im Genossenschaftswesen immer noch weit verbreitete genossenschaftliche Führerprinzip.

Die weitere Entwicklung in Dessau ist offen. Es ist davon auszugehen, dass die Aufsichtsbehörde einen Schlussstrich ziehen wird. Die Geschichte der DEGP ist hier zusammengefasst. Die im Rahmen der CoopGo Initiative gegründeten DEGP-Genossenschaften sind eingeladen, sich im neu gegründeten CoopGo Genossenschaftsverband zu engagieren. Dies gilt auch für andere DEGP Genossenschaften, die sich mit dem CoopGo Codex identifizieren und bereit sind, im CoopGo Verband aktiv mitzuwirken.