Bad Salzungen 13.10.2023. Focus, Spiegel und die ARD berichteten. Aber herrscht nun wieder Ruhe auf dem Spielfeld? Leider nein. BaFin und BVR erschienen nicht zum vereinbarten gemeinsamen Sitzung von Vorstand und Aufsichtsrat. Eine klärende Aussprache fand nicht statt. Dabei hatte die Genossenschaft für Sicherheit gesorgt und vier schwarz gekleidete Security Mitarbeiter engagiert um die BVR und BaFin Mitarbeiter vor eventuellen Übergriffen unzufriedener Mitglieder zu schützen. Wie genoleaks bereits im Vorfeld berichtete, sind einige Genossen nachhaltig verärgert und fordern eine Rückerstattung der Prüfungskosten sowie eine bedingungslose Aufklärung. Somit waren diese vorbeugenden Sicherheitmaßnahmen nicht ganz unbegründet.

Es geht aber auch um ca. 800.000€ Kosten für ein fragwürdiges Gutachten des BVR Haus-und Hoflieferanten Deloitte. Wir wollen den Begriff Gefälligkeitsgutachten hier aber nicht weiter thematisieren.  

Warum  musste die wirtschaftlich doch erfolgreiche Genossenschaftsbank  in den vergangenen Jahren immer wieder aufwendige und kostenintensive  Sonderprüfung über sich ergehen lassen. Nebenbei bemerkt, diese Sonderprüfungen erfolgen zusätzlich zur vorgeschriebenen gesetzlichen Prüfung nach § 53 Genossenschaftsgesetz

Kenner der Bankenszene verstehen es nicht. Geno Insider dagegen schon. Da geht es häufig um Druckfusion durch EWB`s (Einzelwertberichtigungen). Darum wurden die Bücher der Genossenschaft in den vergangenen Jahren immer wieder durchleuchtet.  Immer ohne negatives Ergebnis. Einmal kommt der Prüfauftrag  von der Bankenaufsicht Bafin, ein anderes Mal vom eigenen Prüfungsverband des BVR. Nun interessiert sich auch noch die Bundesbank für die Thüringer.

Angeblich gibt es immer wieder neue Hinweise auf massive Risiken an den Kreditgeschäften, doch niemand kann diese Vorwürfe so richtig nachvollziehen. Alles begann mit der zusätzlichen Beauftragung der  Prüfungsgesellschaft Deloitte durch den BVR. Danach  spitzte sich die Situation dann dramatisch zu.

Was wurde den Deloitte-Leuten vorgeworfen? Einiges. In aller Kürze: In dem Gerichtsverfahren in Berlin, in dem die Genossenschaft die Zuständigkeit und die Zulässigkeit zu diesem Prüfauftrag überprüfen lassen wollten, nahm der bestellte Prüfer von Deloitte Platz auf der Seite des BVR. Aus Sicht der Bank wurde er damit von Anfang an Partei. Dabei sollten Prüfer doch eigentlich unabhängig sein. Genau diese Unabhängigkeit wurde angezweifelt.  Dagegen hat die BANK inzwischen Strafanzeige gegen die für den BVR handelnden Personen gestellt, denn  es ergeben sich  Anhaltspunkte für einen versuchten Prozessbetrug.

Ging  es bei der Sonderprüfung wieder  einmal um das  Fußballgeschäft? Ja, auch aber nicht nur. Dabei sind  Kredite in diesem Bereich mehrfach abgesichert, besser als bei jeder normalen Immobilienfinanzierung. An dem Vorwurf ist also nichts dran.

Wieso wird das Fußballgeschäft dann immer wieder gegen die kleine Thüringer Bank verwendet? Weil die Bank  zu erfolgreich ist. Ganz einfach diese kleine Südthüringer Bank weicht von den BVR Richtlinien ab und gehört darum inzwischen zu besten Zehn  VR-Banken in Deutschland.

Negativzinsen mussten weder Mitglieder noch Kunden zahlen, weil die Bank gute Gewinne mit anderen Geschäftsbereichen und dem Waren und Energiegeschäft  machte. Dieser Erfolg erweckte Neid. Auch beim genossenschaftlichen Bankenverband BVR. Denn dort gibt es ja bekanntlich viele Mitglieder, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht. Banken die durch dubiose Zwangsfusionen dazu genötigt werden mit anderen Banken zu fusionieren.  Und da kommen auch Verbandsvorstände in Erklärungsnot: Warum sind die einen so erfolgreich und die anderen stehen kurz vor der Pleite? Laut igenos e.V. ist die Antwort recht einfach. „Weder die Unternehmensstrategie noch die Unternehmenskultur des BVR passen in die heutige Zeit. Das gilt auch für das doch in sich sehr widersprüchliche genossenschaftliche Führerprinzip. Auch wenn es keine klaren Belege dafür gibt, scheint es doch, dass die dreistelligen Millionenbeträge, die für oberflächliche Imagekampagnen ausgegeben werden, lediglich dazu dienen, von ernsteren Problemen abzulenken. Genossenschaft geht anders, verehrte Damen und Herren, darum wechseln Sie doch bitte einfach die Rechtsform. Nach unserem Verständnis muss sich der Geschäftszweck nach der Rechtsform richten und nicht umgekehrt.

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6 Kommentare.

  • Jetzt ist es doch auch mal genug mit den albernen Verschwörungstheorien von der ach so innovativen Bank, die angeblich „auf Spur“ gebracht werden sollte. Es gibt da draußen inzwischen zahlreiche Genobanken, die sich ähnlich diversifiziert und ihre Ertragslage mit zinsfremdem Geschäft stabilisiert haben und dennoch keine derartigen Verwerfungen mit BaFin und BVR produzieren, weil sie nämlich ihre Risiken beherrschen und ihre Geschäfte mit Maß und Verantwortung betreiben. Wäre das in Bad Salzungen/Schmalkalden auch der Fall gewesen, hätte sich bis heute niemand für diese mit 1,5 Mrd. Euro Bilanzsumme kleine Bank im Süden Thüringens interessiert. Die jetzige Lage ist wahrlich keine Überraschung. Es gab seit Jahren genügend Warnzeichen und Hinweise auf die nun eingetretene dramatische Entwicklung. Nur wollten viele diese schlichtweg nicht wahrhaben. Diejenigen, die sich nun noch immer in die Presche werfen für Vorstand und Aufsichtsrat, die dieses Institut mit ihrer Ego-Show nach allen vorliegenden Fakten wohl vor die Wand gefahren haben, werden ggf. bald die Gelegenheit bekommen, mit ihren Jobs oder Geschäftsguthaben für die Folgen einzustehen.

  • Es ist doch klar, dass die, die sich vorher versteckt haben, jetzt aus dem Keller krabbeln und ihre Meinung sagen.
    Die Mitglieder sollten auf der Generalversammlung gut zuhören, vor allem was BVR und BaFin zu sagen haben, sich dann die Gegenargumente anhören und sich erst dann eine Meinung bilden.
    Wer noch nicht weiß, wie eng BaFin, BVR und die dem BVR angeschlossenen alteingesessenen Genossenschaftsverbände zusammenarbeiten, um unliebsame Vorstände aus dem Weg zu räumen, sollte einfach das Buch „Machenschaften“ lesen, das unter https://contenta.de/Machenschaften.html kostenlos zum Download angeboten wird.
    Die Spatzen werden es bald von den Dächern pfeifen: Wenn Schmalkalden gefallen ist und wieder unter der Herrschaft des BVR steht, wird es nicht lange dauern, bis auch andere Volks- und Raiffeisenbanken, die ebenfalls den Mut hatten sich einen freien Prüfungsverband zu suchen, ins Kreuzfeuer geraten. Der Weg wird freigemacht, koste es was es wolle. Denn was sind schon 100 oder 200 Millionen Euro für einen BVR, der über Milliarden Euro verfügt. Milliarden, die die Volks- und Raiffeisenbanken brav eingezahlt haben und die jedes Jahr durch viele Hunderte Millionen € Beiträge und Zahlungen weiter wachsen.
    Man sollte einmal darüber nachdenken, was der Werbeslogan „Wir machen den Weg frei“ wirklich bedeutet.

  • Gerald Wiegner
    20. November 2023 17:41

    Warum hat die „Genossenschaftliche Finanzgruppe“ in den letzten 18 Monaten einen dreistelligen Millionenbetrag für inhaltslose oder irreführende Werbung ausgegeben? Geschah dies nicht auch, um von der skandalösen Fusionspolitik und dem Missbrauch der Rechtsform Genossenschaft abzulenken? ( http://www.fusion-raiffeisen.de) Hängt der erfolgreiche Medienzauber um eine kleine Thüringer Bank vielleicht auch damit zusammen, dass den Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland letztlich die Umwandlung in genossenschaftliche Aktiengesellschaften droht?

  • Branchenkenner
    20. November 2023 16:38

    Das Kartenhaus – basierend auf dem Märchen von der angeblich so erfolgreichen Bank, das Vorstand und Aufsichtsrat jahrelang zur Rechtfertigung ihrer zunehmend riskanten Geschäftspolitik verbreitet haben – kollabiert nun wohl. Dass diese Taktik inklusive gezielter Diffamierung von Behörden und Kritikern viel zu lange aufgegangen ist, ist auch der unfassbar naiven wie vehementen Unterstützung durch einzelne Medien und auch durch dieses Portal geschuldet. Man hätte angesichts der Häufung und Schwere der Vorwürfe durch Aufsicht, BVR und Strafermittler doch zumindest in Betracht ziehen müssen, dass diese von Substanz sein könnten, anstatt sich blind auf die populistischen Kampagnen der Bank zu verlassen…zumal eine objektive Analyse der letzten Jahresabschlüsse genug Anlass für Skepsis geboten hätte. Sobald infolge des Rücktritts des Vorstandes nach und nach alle Risiken offenbar werden, wird sich zeigen, welches Ausmaß die Verluste tatsächlich haben. Am Ende wird die Selbstüberschätzung und der Geltungsdrang der Führungsriege das Institut vermutlich seine eigenständige Existenz und den Verbund der Volks- und Raiffeisenbanken viel Geld kosten. Sehr bedauerlich. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

  • Ob es sich hier überhaupt um eine Bank handelt oder nicht um einen durchaus erfolgreichen Mischkonzern mit einer angeschlossenen Bank wird sich auf der Generalversammlung zeigen.
    Dass EWB`s (Einzelwertberichtigungen) eine bewährte Methode sind um Vorstände unter Druck zu setzen, ist jedenfalls bekannt.

  • Wie erfolgreich die BANK ist (oder besser war), wird sich in den nächsten Wochen zeigen, wenn nach dem Rücktritt der Vorstände, die Geschäftsbücher nun uneingeschränkt eingesehen und geprüft werden können.
    All die (natürlich anonymen) Insider, mit ihren unbewiesenen Aussagen eines erfolgreichen Geschäftsmodells der BANK, werden vermutlich dann aber schweigen.

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