Genossenschafter mit phänomenalem Konzept, um Importabhängigkeit zu beenden

Trebbin, 23. August 2022 (geno) Menschliche Exkremente wiederzuverwerten, ist der konkreteste, skurrilste und auch unappetitlichste Weg um den Nährstoffkreislauf in vernünftige und zukunftssichere Bahnen zu lenken. Diesen Vorschlag unterbreitet der Agrarwissenschaftler Thomas Gäbert, der seit 2017 Vorstand in der Agrargenossenschaft Trebbin ist. Er verkündet sein Konzept in der jüngsten Ausgabe der Deutschlandfunk-Serie „Essay und Diskurs“. Mehr Wiederverwertung bedeute, weniger abhängig zu sein – auch von Lebensmittelimporten. Dann könne kein Autokrat mehr Lebensmittelknappheit in anderen Ländern erzeugen und Export als Waffe einsetzen. Wie aber bringt man diese geradezu „ekelerregende“ Idee in eine möglichst breite Öffentlichkeit und setzt sie flächendeckend um.

Gäbert beschreibt das fast lyrisch an einem konkreten Beispiel: „Heute ist für den dreijährigen Doron ein ganz besonderer Tag. Statt weiterhin das Töpfchen darf er zum ersten Mal die große Toilette benutzen. Sein Vater Timon nimmt sich die Zeit, um all die aufgeregten Fragen zu beantworten. Denn im Jahr 2050 sind die Toiletten nicht mehr rein entsorgende Sanitäranlagen, sondern vielmehr kleine Labore, in denen jeweils mehrere chemische und physikalische Prozesse in Windeseile ablaufen. Neben Phosphor und Kalium wird auch eine Vielzahl von weiteren Elementen und Verbindungen zurückgewonnen. Timon erklärt seinem Sohn geduldig, wo und wie Exkremente aufgefangen werden und dass sie nicht wie früher in der Kanalisation verschwinden. Doron darf vor der Nutzung einmal die Schutzblende abnehmen und sich den Ort, an dem aus den Exkrementen Nährstoffe zurückgewonnen werden, ganz genau anschauen. Im Auffangbehälter befinden sich bereits einige Pellets von vorherigen Toilettengängen. Sie sind klein, dünn und länglich. So sehr Doron auch daran riecht, die Pellets haben nichts mehr mit dem Ausgangsprodukt zu tun, sind völlig trocken und geruchsfrei. Er wirkt fast ein bisschen enttäuscht.“

Das soll der Anfang einer durchaus einleuchtenden Kette von Schritten sein, in denen die einzelnen Haushalte, die Lebensmittelgeschäfte und ein ausgeklügeltes Bonussystem zählen. Je mehr Pellets von den Konsumenten geliefert werden, um so höher steigt der Stand des Familienkontos. Die Haushalte werden belohnt, je mehr Nährstoffe sie in Gestalt von Pellets wieder in den Lebens- und Wirtschaftskreislauf einspeisen. ++ (tg/mgn/23.08.22 – 127)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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