Bad Langensalza, 8. Juni 2022 (geno). Vor siebzig Jahren fand ein einschneidendes Ereignis in Deutschlands Agrargeschichte statt. Der Deutschlandfunk (DF) erinnert daran am Mittwoch in seiner Rubrik „Kalenderblatt“. Seit einigen Monaten sind DF-Sendetexte nicht mehr nachlesbar, sondern nur noch temporär begrenzt nachhörbar.
Im vorliegenden Fall handelt es sich um die Gründung der ersten Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) in der DDR. 22 sogenannte Neubauern hatten diese Kooperative in dem thüringischen Dorf bei Bad Langensalza vor sieben Jahrzehnten aus der Taufe gehoben. Wenige Wochen später wurde diese Initiative auf der Zweiten SED-Parteikonferenz zum Musterfall für die gesamte DDR-Landwirtschaft erklärt. Das von Staats- und Parteichef Walter Ulbricht dazu verkündete Verhaltensprinzip lautete: absolute Freiwilligkeit und Unzulässigkeit jeglichen Zwangs. Die Interpretation dessen lässt bis in die Gegenwart erhebliche Fragen offen.
Am Ende der DDR gab es noch etwa 4.500 dieser Agrargenossenschaften. Sie sollten sich nach den Vorgaben des sogenannten Landwirtschaftsanpassungsgesetzes bis zum Jahresende 1991 in Genossenschaften – streng nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) – umwandeln. Das hat nicht stattgefunden. Die meisten Versuche endeten in der Illegitimität. Das stellt Prof. Walter Bayer von der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Gutachten fest. Damit verbunden sind ungeheure ungerechtfertigte Eigentumsverschiebungen an Grund und Boden zulasten von Bauern und Immobilieneigentümern. Die politischen Verantwortungsträger der vergangenen dreißig Jahre – vor allem in Ostdeutschland – scheren sich nicht drum und sehen keinen Handlungsbedarf. ++ (lg/mgn/08.06.22 – 086)
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