Genossenschaften in Italien

Mitsprache im Zentrum Südtiroler Genossenschaften – Zehn-Punkte-Manifest

Bolzano, 12. Januar 2022 (geno). „Im Zentrum steht die Mitsprache“. Zu diesem Grundsatz bekennt sich die neue Präsidentin des Coopbund Alto Adige Südtirol, Monica Devilli, in einem Interview zu Jahresbeginn. In erster Linie wolle sie Kontinutät gewährleisten. Wichtig sei, öffentliche und private Stakeholder zu vertreten, neue und innovative Genossenschaftsmodelle zu fördern und auch die Bevölkerung zu informieren. Das verkörpere ihre primäre Aufgabe. Der neue Coopbund-Vorstand habe für die nächsten fünf Jahre ein Zehn-Punkte-Manifest ausgearbeitet. Daraus sollen in diesem Monat einige Prioritäten ausgewählt und gesetzt werden.

„Was die Genossenschaften vereint, ist das Mitwirken der Mitglieder. Das heißt, sich als Teil des Unternehmens zu fühlen und auch die Möglichkeit haben, sich einzubringen und mitzubestimmen. Das ist der Unterschied zu anderen Kapitalgesellschaften. Genossenschaften sind letzten Endes ja auch Unternehmen ohne Gewinnabsichten und der Aufgabe, in erster Linie die Bedürfnisse der Mitglieder zu decken. Bei Sozialgenossenschaften sind es Bedürfnisse sozialer Art, bei Arbeitsgenossenschaften ist es das Bedürfnis, eine Arbeitsstelle zu schaffen und diese beizubehalten“, erläutert Devilli das Selbstverständnis ihrer Organisation.

Hinsichtlich ihres künftigen Führungsstils betonte die Coopbund-Präsidentin, gewiss die Vorstandsmitglieder einzubeziehen, die die 18 bedeutendsten Genossenschaften des Verbandes vertreten. Für sie komme keine Alleinrepräsentanz in Frage, sondern sie pflege partizipative Prozesse innerhalb des Coopbundes. „Wir haben zwar über 1.000 Genossenschaften in Südtirol, die in der Wirtschaft eine bedeutende Rolle spielen. Eine gesunde Genossenschaftskultur bedeutet aber nicht nur eine große Anzahl, sondern auch Vorzeigeunternehmen zu haben“, ergänzt Devilli. Die Verbandsgremien hielten es für wichtig, dass nur jene Genossenschaften weitergeführt werden, die die genossenschaftlichen Prinzipien auch wirklich beachten. „Wir möchten keine Pseudogenossenschaften haben, die auf Förderungen und Steuervorteile hinarbeiten.“

Nach einem Vergleich zwischen dem Genossenschaftswesen in Italien und in Deutschland gefragt, sagte die Juristin Monica Devilli: “ Ich bin in Italien geboren, in München aufgewachsen und habe dann in Deutschland und in Trient studiert. Ich kenne das deutsche Genossenschaftswesen eigentlich erst, seit ich in diesem Bereich tätig bin, das heißt seit 18 Jahren. Wir betreuen viele Gruppen aus Österreich und Deutschland, die eine ganz andere Erfahrung im Genossenschaftswesen haben. Ich muss sagen, dass Italien hier in vielen Aspekten einen Schritt voraus ist, vor allem im Bereich der Sozialgenossenschaften. Wir haben viele Initiativen gestartet und auch Weiterbildungen geleitet. In anderen Bereichen, wo Deutschland vielleicht etwas weiter ist – im Bereich der Seniorengenossenschaften zum Beispiel – , versuchen wir hingegen Studien und Forschungstätigkeiten durchzuführen.“

Das Interview mit Monica Devilli führte Valentina Gianera. Es ist am Montag auf der Nachrichten- und Medienseite salto.bz veröffentlich worden. ++ (bz/mgn/12.01.22 – 008)

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