Bautzen/Kamenz, 13. Oktober 2021 (geno) . In den Anfangsjahren der DDR gab es sogar Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG), die den Namen „Gott mit uns“ und „Gott schütze uns“ getragen haben. Allerdings waren es Ausnahmen und nur im sorbischen Teil des ostdeutschen Staates zu finden. Es handelte sich insbesondere um die katholische Region der sächsischen Oberlausitz. Wie bei der Deutschlandfunk-Sendung „Tag für Tag“ am Mittwoch weiter mitgeteilt wurde, beachteten die „sozialistischen“ LPG sogar die katholischen Feiertage wie beispielsweise Fronleichnam. Die traditionsreichen konfessionellen Prozessionen konnten ohne jede Beeinträchtigung absolviert werden.
Dennoch hinterließen die genossenschaftlichen Effizienzbemühungen der DDR-Politik in der Oberlausitz langfristig tiefe Spuren. Edmund Pech, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Sorbischen Institut, beschreibt diese weit verästelten Auswirkungen des aufgezwungenen Genossenschaftstrends in einer Abhandlung zu Aspekten der Beziehungs- und Verflechtungsgeschichte einer ost-mittel-europäischen Brückenlandschaft: „Die Kollektivierung der Landwirtschaft wirkte sich auch auf die Anwendung der sorbischen Sprache unter den Dorfbewohnern aus. In den Einzelwirtschaften, wo oft Familienangehörige mitarbeiteten, waren Arbeits- und Familiensprache Sorbisch. Nach den LPG-Gründungen änderte sich in mancher Hinsicht die Umgangssprache am Arbeitsplatz. Zunächst unterhielten sich die sorbischen Bauern noch in ihrer Muttersprache. Doch später – nach Zusammenschlüssen mehrerer LPG’s zu größeren Einheiten der Tier- und Pflanzenproduktion – dominierte allmählich das Deutsche. Beim Sprachwechsel spielte der regionale Faktor eine wesentliche Rolle. Speziell am Rande des sorbischen Siedlungsgebietes kam es zu einem raschen Wechsel vom Sorbischen zum Deutschen. Die Minderheitssprache wurde in private Nischen verdrängt.“ ++ (kt/mgn/13.10.21 – 113)
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