Bozen, den 6.Mai 2020.Um die Verbreitung und Absicherung von genossenschaftlichen workers buyout (WBO) in Südtirol zu fördern, hat der südtiroler Genossenschaftsverband Coopbund eine Vereinbarung mit den Gewerkschaften ASGB, CGIL/AGB, SGBCISL und UIL-SGK unterzeichnet.
Die Verbreitung und Konsolidierung des genossenschaftlichen Erfolgskonzept Workers BuyOut, soll durch eine offene Kooperation mit den Gewerkschaften abgesichert werden. Vereinbarungen dieser Art sind dringend notwendig, denn die Gewerkschaften vertreten ja bekanntlich die Arbeitnehmerinteressen. Aber plötzlich fehlt der „Klassenfeind“, WBO Genossenschaften befinden sich nun einmal in der Hand der Arbeitnehmer. WBO`s sollen die Unternehmensübernahme im Rahmen des Generationswechsels ermöglichen, sie dienen aber auch zur Bewältigung von Unternehmenskrisen und zur Sicherung des Betriebsvermögens. Es geht auch darum das technische know-how am Standort zu erhalten. Kooperation statt Konfrontation. Das ist die Zielsetzung des Abkommens zwischen den Südtiroler Gewerkschaften und dem Coopbund Alto Adige Südtirol vom 5. Mai 2021.
Workers BuyOut (kurz WBO) sind eine Alternative zur Betriebsschliessung, die in ländlichen Regionen häufig mit Arbeitslosigkeit und dem Verlust von Infrastruktur verbunden ist. Für die betroffenen Arbeitnehmer, die sich an der Übernahme ihres Unternehmens aktiv beteiligen, bietet der WBO mehr als nur eine echte Chance den Arbeitsplatz zu erhalten. Der Arbeitnehmer wird zum MitUnternehmer. Er trägt nun mehr Verantwortung für sein Arbeitsergebnis, ist aber auch am Gewinn seines Unternehmens beteiligt. In Italien hat sich WBO in der Praxis bewährt. Vor allem dann, wenn ein Unternehmen mit dem Generationswechsel konfrontiert wird, der Firmeninhaber aber keinen Nachfolger hat, oder wenn sich ein Unternehmen in der Krise befindet und somit wirtschaftlich gefährdet ist.
In Südtirol gibt es mehr als 5.000 Unternehmen, die sich demnächst einem Generationswechsel stellen müssen, das sind mehr als 10% der aktiven Südtiroler Unternehmen. Viele dieser Betriebe sind kleine und mittlere Unternehmen.
„Aufgrund der Krise, die durch die COVID-Pandemie verursacht wurde, besteht zunehmend Sorge über die Entwicklung der lokalen Wirtschaft und Beschäftigung, sodass Unternehmensschließungen wahrscheinlicher werden. Wenn in diesen Fällen keine geeignete Lösung gefunden wird, gehen Arbeitsplätze verloren, Ressourcen und know-how werden verschwendet“ so Heini Grandi, Vorsitzender vom Coopbund Bozen.
Aus diesen Gründen wollen die Gewerkschaften ASGB, CGIL/AGB, SGBCISL, UIL-SGK und Coopbund diejenigen Unternehmen unterstützen, die diesen Prozess der Unternehmenstransformation gemeinsam mit ihren Mitarbeitern beginnen wollen.
Für Informationen https://www.coopbund.coop/de/was-wir-anbieten/wbo-workers-buyout-de/
Das WBO Konzept der Südtiroler stand auch Pate bei der mit EU Fördermitteln finanzierten Initiative WBO-Brandenburg. Wie die GenoNachrichten vom 10.Januar 2020 berichteten, wurde das Projekt in enger Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Coopbund und dem Fachbuchautor Oscar Kieswetter vom südtiroler Thinktank Sophia realisiert. Auch hier ging es um die Frage, wer soll unseren Betrieb übernehmen. Die weitere Umsetzung des vielversprechenden CoopGo Konzepts wurde dann durch die Corona Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben. Im Rahmen der Initiative Genossenschaften fördern Genossenschaften bietet der MMW-CoopGo-Bundesverband Regionalbüro Süd, den interessierten Unternehmen und deren Mitarbeiter unternehmensspezifisch abgestimmte Video-Konferenzen an.