Jubilar Engels skeptisch gegenüber genossenschaftlicher Selbsthilfe

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Wuppertal/London, 27. November 2020 (geno). Der Jubilar Friedrich Engels, der vor 200 Jahren in Wuppertal-Barmen geboren wurde und sich zusammen mit Karl Marx zum Klassiker des Marxismus profilierte, äußerte sich skeptisch gegenüber Genossenschaften. Er verdeutlichte das in seiner 1872/73 verfassten Schrift „Zur Wohnungsfrage“ angesichts der Lage auf den britischen Inseln. Auf dem Kontinent fänden „derartige Vereine“ ohnehin nur ein geringes Terrain zur Entfaltung vor. Ansonsten sei das Cottage-System Voraussetzung, das in England nur in agrarisch geprägten Gegenden existiere. Dort seien die Arbeiter noch nicht genug zur „Selbsthülfe entwickelt“. In den Städten, „wo sich eigentliche Baugenossenschaften bilden könnten, stünden ihnen ’sehr erhebliche und ernste Schwierigkeiten mannigfacher Art entgegen'“. Sie seien eben nur in der Lage Cottages zu bauen, was in den großen Städten aber nicht gehe. „Diese Form der genossenschaftlichen Selbsthülfe“ könne nach den seinerzeitigen Verhältnissen – und auch kaum in naher Zukunft – nicht wesentlich zur Lösung der Wohnungsfrage beitragen.

Fabrikant Engels schreibt: „Diese Baugenossenschaften befinden sich nämlich noch im ‚Stadium der ersten, unentwickelten Anfänge“. Das gelte selbst für England. Philosoph und Politökonom Engels schlussfolgert: „Die Kaptalisten wollen nicht und die Arbeiter können nicht. Und damit könnten wir diesen Abschnitt schließen, wenn es nicht unbedingt nötig wäre, über die buildings societies, die die Bourgeois von der Couleur Schulze-Delitzsch unsern Arbeitern stets als Muster vorhalten, einige Aufklärung zu geben.“ Die building societies seien weder Arbeitergesellschaften noch bestehe ihr Selbstzweck darin, Arbeitern eigene Häuser zu verschaffen. Sie seien eher spekulativer Natur. Beispielhaft nannte er Birkbeck Building Society mit ihren 21.441 Mitgliedern. ++ (hi/mgn/27.11.20 – 155)