„Solidarismus“ von Rudolf Diesel im Trend

Augsburg, 11. September 2020 (geno).

Der Erfinder und Ingenieur Rudolf Diesel entpuppte sich gleichzeitig als Sozialreformer und Enthusiast der Kooperationsidee. Er hatte seinerzeit geäußert: „Daß ich den Dieselmotor erfunden habe, ist schön und gut. Aber meine Hauptleistung ist, daß ich die soziale Frage gelöst habe.“ Der Ingenieur.de beschreibt sein Konzept wie folgt. Die Idee der Genossenschaft steht im Zentrum von Rudolf Diesels Utopie des Solidarismus. In so genannten Volkskassen wird Kapital gesammelt für Kredite an gemeinschaftliche Betriebe. Diese Betriebe sollen alle wichtigen Bedürfnisse decken. Im Solidarismus, so Diesels Utopie, fällt das Interesse des Einzelnen mit dem Interesse der Allgemeinheit zusammen.“ Diesel beschreibt die Unternehmensform Genossenschaft, vermeidet aber konsequent die Verwendung des Begriffs und nutzt statt dessen die Bezeichnung Bienenstock. Mit Hilfe der Volkskasse – einer Spar und Bürgschaftsbank entwirft Diesel mit seinem Modell Solidarismus einen geschlossenen Kreislauf von Finanzierung, Produktion und Konsum von genossenschaftlichen Gütern, die weder in Konkurrenz zu anderen Produzenten treten noch auf Märkten auftauchen: Diesel vernetzt seine Bienenstöcke und bildet den Grundstock einer Kooperationsgesellschaft.

Erstaunlicherweise ignorierten das die Sozialdemokraten, die Genossenschaftsverbände und Gewerkschafter damals und tun das bis in die Gegenwart geflissentlich. Die Bemühungen des begnadeten Technik-Genies, seine sozialwirtschaftlichen und sozialpolitischen Erkenntnisse populär zu machen, wurden nicht nur geradezu systematisch verschwiegen, sondern hartnäckig unterdrückt. Das zeigte sich beispielsweise schon zu seinen Lebzeiten auf einem großen Gewerkschaftskongress in Hamburg, auf dem er eine Rede gehalten hatte.

Die vom Augsburger Maro-Verlag herausgegebene Neuauflage des im Jahr 1903 erstmals erschienen Buches „Solidarismus“ von Rudolf Diesel gewinnt enorm an Interesse. Es liegt im Trend. Wie Verlagsleiter Benno Käsmayr am Freitag in Augsburg gegenüber den GenoNachrichten mitteilte, sind seit dem Jahr des Wiedererscheinens im Jahr 2007 rund 5.000 Exemplare verkauft worden. Davon allein in diesem Jahr mehr als 1.000 Bücher. Zwischendurch habe es Zeiten gegeben, in denen jahrelang kein einziges Buch abgesetzt werden konnte. Von der mehr als hundertjährigen Erstausgabe, die damals nur zu 300 Stück verkauft wurde, gebe es heute nur noch ganz wenige Exemplare in einigen Universitätsbibliotheken. Interessenten könnten auch in einem Antiquariat einen Glücksfund machen. Nach Meinung des Augsburger Verlagsleiters Käsmayr befürchteten die damals schon mächtigen Gewerkschaften auf lange Sicht ihren Niedergang und ihr Ende, wenn die kooperativen Ideen von Rudolf Diesel Wirklichkeit werden sollten. Sein plötzliches und bis heute unaufgeklärtes Verschwinden bei einer Überfahrt von Antwerpen nach Harchwich am 29. September 1913, das offiziell als Selbstmord deklariert wird, nährt nicht nur deshalb diverse Spekulationen. Das Konzept von Rudolf Diesel wurde vom Hamburger Arzt Heiko Schöning in dem WirKraft Spiel umgesetzt. Das Brettspiel dessen 2 Auflage jetzt wieder verfügbar ist, erinnert ein wenig an Monopoly, allerdings mit komplett neuen Regeln. Rudolf Diesel benutzt in seinem Wirtschaftsmodell das Beispiel des Bienenstocks. Die Co-operative Party in Großbritannien hat eine Bienenwabe als Logo.
Vielleicht ist doch noch etwas von der Idee des Sozialreformers Rudolf Diesels Diesel erhalten geblieben?


++ (pb/mgn/11.09.20 – 141)

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