Berlin, 1. September 2020 (geno). „Wirtschaftsdemokratie hat zwei Dimensionen, zum einen die betriebliche, zum anderen die volkswirtschaftlich-gesellschaftliche.“ So beschreibt Elisabeth Voß Kooperationswirtschaft in der neuesten Ausgabe der Berliner Umweltzeitung „Der Rabe Ralf“. Auf betrieblicher Ebene gebe es hierzulande genossenschaftlich organisierte selbstverwaltete Betriebe und Projekte, die oftmals aus dem ausdrücklichen Wunsch der Beteiligten entstehen, „ohne Chef und Staat“ arbeiten zu wollen. Einige von ihnen hätten sich in Berlin in einem Kollektive-Netz zusammengeschlossen. Derzeit befinde sich für den deutschsprachigen Raum eine Kollektive-Liste im Aufbau. Voß erläutert: „Diese Betriebe und Projekte solidarischen Wirtschaftens sind ein Vorschein des Morgen im Heute. Kollektivbetriebe und Hausprojekte, Solidarische Landwirtschaftund emanzipatorische Bildungsprojekte können als Keimformen verstanden werden, in denen neue Praktiken des sozialen Austauschs erprobt werden, beispielsweise in der Arbeit und Entscheidungsfindung, beim Teilen des Ertrages oder in der Gestaltung des sozialen Miteinander.“
Allerdings ist die Übernahme bestehender Unternehmen nach Einschätzung der Autorin in Deutschland sehr selten. In Lateinamerika sei dieser Weg in Verbindung mit Betriebsbesetzungen sehr verbreitet. Voß bezieht sich auf den Kölner Publizisten Werner Rügemer, der den „Pandemien- und Unternehmer-Staat Deutschland“ scharf kritisiert. An dessen Stelle sollen nun die Arbeitenden selbst „in einem großen demokratischen Experimentierfeld die Verantwortung“ für ihre eigenen Arbeitsplätze übernehmen und damit zukunftsfähig machen. Wie demokratisches Wirtschaften über einzelne Betriebe hinaus möglich sein kann, zeige die niederländische Metropole Amsterdam. ++ (ko/mgn/0109.20 – 135)
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