Köln, 16. Dezember 2019 (geno). „Die Erkenntnisse der Wissenschaft und der Unmut der Jungen drängen auf radikalen Wandel. Aber wie sähe eine Politik aus, die nicht mehr an kleinen Rädern dreht, sondern den notwendigen Systemwandel organisiert ? Mit welchen Instrumenten und Investitionen könnte sie arbeiten ?“. Das fragt der Publizist Mathias Greffrath am Wochenende im Deutschlandfunk zum Auftakt eines essayistischen Jahresrückblicks. Demokratie zu wahren, sei gut. Mehr Demokratie zu wagen, besser, lautet seine These. Es klaffe eine politische Lücke zwischen absehbaren großen Herausforderungen und einer ganzen Kaskade von kleinen und kleinsten Korrekturen im sozialen System, für die man tatsächlich keine große Koalition gebraucht hätte. Das gelte beileibe nicht nur beim Klima.
Er fährt fort: „Die Arbeitsgesellschaft – sie war die reale Basis der Demokratiebewegungen in Europa. Arbeit begründet Rechte. Das war die Parole der selbstbewussten Bürger gewesen, die 1789 das Pariser Parlament besetzten.“ Mathias Greffrath lässt den Soziologen Emile Durkheim mit einer Erklärung aus dem 19. Jahrhundert zu Worte kommen: Das innere Band moderner Gesellschaften ist nicht die Sprache, nicht die Herkunft, nicht einmal die Religion, geteilte Werte oder gemeinsame Geschichte. Das reale Band ist die Kooperation. Das sei „organische Solidarität“.
Letztlich stimmt der Autor dem Chef der Jungsozialisten Kevin Kühnert zu, der auf die gesellschaftliche Verantwortung großer Unternehmen hinweist. Das Grundgesetz sehe nämlich die Möglichkeit vor, sie in kollektives Eigentum, in Genossenschaften oder Stiftungen zu überführen, um sie vom Wachstumsdruck zu entlasten oder diejenigen zu beteiligen, deren kollektive Arbeit den Reichtum schafft. ++ (kl/mgn/16.12.19 – 217)
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