Ostdeutschlands Ex-LPG zum Landraub instrumentalisiert
Leipzig, 24. Oktober 2019 (geno). Ostdeutschlands ehemalige Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPG) werden vom Großkapital instrumentalisiert. Das geschieht inzwischen systematisch. Sogenannte Agrar-Investoren machen dabei mit ehemaligen LPG-Vorständen gemeinsame Sache, um sich gegenseitig zu bereichern. Mit welchen Methoden das vonstatten geht, illustrierte am Mittwochabend das ARD-Magazin „PlusMinus“ am Beispiel des südlich von Leipzig ansässigen Autohauses Markus Hercher. Die Strategie des Firmeninhabers besteht darin, Ackerland nicht direkt zu erwerben, sondern über die rechtsschwach oder völlig rechtsunwirksam Anfang der 90er Jahre umgewandelten LPG. So hat Hercher in Sachsen-Anhalt vier ehemalige LPG gekauft und auf diese Weise 7.700 Hektar Landfläche in seine Verfügungsgewalt gebracht. Allein im Jahr 2018 hat der Autohändler auf diese Weise einen Bodenwert von 2,8 Millionen Euro an sich gerissen.
Diese Art Landraub, bei der vor allem viele ehemalige LPG-Mitglieder und Bauern um ihr Grundeigentum gebracht werden, ist längst kein Einzelfall. Auch prominente agrarfremde Firmen bedienen sich dieser Praxis. Dazu gehören der Versicherungskonzern Munich RE, der Südzucker-Konzern, die Augenoptiker-Kette Fielmann, der Müllentsorger Rethmann und das Möbelhandelsunternehmen Steinhoff. Sie haben sich jeweils auf diese Weise 20.000 Hektar angeeignet.
Der Rechtsanwalt und Streiter für die Vermögensrechte ehemaliger Genossenschaftsmitglieder und seit mehr als 25 Jahren tätige Dr. Winfried Schachten aus Bautzen charakterisiert die skandalösen Vorgänge gegenüber „PlusMinus“ folgendermaßen: „Die Bundesrepublik hat versagt, weil sie die Altstrukturen weitgehend bewahrte, um Ruhe zu haben“. Sie habe die kleinen Leute nicht unterstützt und darin bestehe der Frust im Osten. Er sei verständlich. ++ (lg/mgn/24.10.19 – 182)
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