Schwimmbad-Genossenschaft als Stasi-Verdachtsfall

Berlin, 8. August 2019 (geno). Das Stadtbad in Berlin-Lichtenberg wird zum Sammelbecken ehemaliger Mitarbeiter des DDR-Staatssicherheitsdienstes. Diesen Verdacht äußert die Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ am Donnerstag. Unter dem Namen „Diese eG“ hatte es sich einst die Genossenschaft vorgenommen, das Bad zu sanieren. Vorsitzender Michael Mütze hatte kritisiert, dass der Berliner Senat das knappe Geld für Schwimmbäder im Westteil der Großstadt verausgabt und den Ostteil vernachlässigt. Auch darum zerfällt die Bausubstanz des Stadtbades Lichtenberg seit Jahrzehnten.

Nunmehr ist Mütze, der die Bildung der Genossenschaft mit dem Tätigwerden der Bürger begründet hatte und das Bad vor dem Aus bewahren wollte, von seiner Vorstandsposition zurückgetreten. Als Motiv seines Rückzugs führt er das Eindringen linker politischer Kräfte – darunter Ex-Stasi-Mitarbeiter – in die Genossenschaft an. Deren Einfluss führe dazu, den eigentlichen Zweck der Genossenschaft zu entwerten und in eine andere Richtung zu lenken. „Die Strategie der Genossenschaft sieht eine mehrschichtige Finanzierung vor, die zu erheblichen Teilen auf Fremdkapital angewiesen ist. Bis zu 75 Prozent der Finanzierung sollen durch öffentliche Darlehen der Investitionsbank Berlin einerseits und andererseits privater Institute sichergestellt werden“, schreibt die Zeitung.

Auf den esten Blick deute zwar nichts bei der „Diese eG“ auf Stasi-Verbindungen hin. Jedoch dauerte es nach den Worten von Mütze mit dem Tag der Genossenschaftsgründung nicht lange, bis die Politik auf das Projekt aufmerksam wurde. Mit der Zeit seien immer mehr Mitglieder der Linkspartei in die Genossenschaft eingetreten. Darunter befindet sich Parteiprominenz wie Berlins Bausenatorin Katrin Lompscher und die Bundestagsabgeordnete Gesine Lötzsch. Mütze habe von Anfang an den Eindruck gehabt, „dass etwas nicht koscher ist“. Sein Nachfolger wurde der Manager Matthias Schindler. Er ist seit 2018 Herausgeber der Tageszeitung „neues deutschland“, dem ehemaligen SED-Zentralorgan. In den 1970er Jahren habe er als Zeitsoldat beim Wachregiment „Feliks Dzierzynski“ gedient, das dem DDR-Staatsicherheitsdienst angegliedert war.

Schindler wollte die Genossenschaft mit völlig anderer Funktion neu aufleben lassen. Altgenossen sollten rausgekauft werden. So geschah es. Aus der Genossenschaft, die ein Schwimmbad retten sollte, will die „Diese eG„, Wohnhäuser des Stadtbezirks per öffentlichem Vorkaufsrecht übernehmen. Dazu wurde eine neue Satzung beschlossen und den Vorsitz übernahm mit Werner Landwehr ein politisch Unbelasteter. ++ (wg/mgn/08.08.19 – 135)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 /26 00 60 27

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