Berlin, 26. Juli 2019 (geno). Deutsche Augen- und Ohrenzeugen der genossenschaftshistorischen Vorgänge, die von den Redlichen Pionieren von Rochdale ins Werk gesetzt wurden, lässt Kooperationsexperte Wilhelm Kaltenborn in der aktuellen Ausgabe des von der Zentralkonsum eG herausgegebenen Mediums „GenoSplitter“ zu Worte kommen. Es waren damals zwar nur sehr wenige, dafür allerdings sehr prominente Zeitgenossen. Es handelt sich dabei um Eduard Pfeiffer (1835 – 1921) und Victor Aime Huber (1800 – 1869). Letzterer berichtet detaillierter über einzelne Genossenschaften in den von ihm besuchten Städten. Dazu zählten auch ganz ungewöhnliche Kooperationen. Huber beschreibt eine davon so: „Eine ganz eigenthümliche Idee ist die sogenannte Ladies Guild von gebildeten Damen in dürftigen Umständen, welche eine conviktorische (also lebensgemeinschaftliche) Existenz, besonders auf die Ausbeutung eines Patents für eine Art von Glasmalerei, zu begründen denken.“ Pfeiffer und Huber waren regelrecht überwältig von ihren unmittelbaren Eindrücken. Pfeiffer verglich mit seinem Heimatland: „Daß wir in Deutschland gegen die Fortschritte des Assoziationswesens in England und Frankreich noch sehr zurückstehn, darüber kann, nach den im Vorstehenden gegebenen, wenn auch nur flüchtigen Notizen, kein Zweifel obwalten.“
Huber war überraschend gut über die Entwicklung des Genossenschaftswesens in England auch vor 1844 informiert und äußerst angetan davon. Von Robert Owens sozialistischen Neigungen hielt Huber überhaupt nichts. Den Siedlungsgedanken des genossenschaftlichen Urvaters dagegen hält er für fruchtbar. Vor allem schätzt er Owens soziales Engagement.
In einer kleinen Monographie von 1867 zu den Pionieren von Rochdale schrieb Huber, sie gehörten zum „eigentlich reinen, d. h. wesentlich auf Selbsthülfe begründeten Genossenschaftswesens“ und nur ihrer Selbsthilfe verdankten sie ihre Erfolge. Dieses „sociale Experiment“ besitze eine „unermeßliche allgemeine Bedeutung“. ++ (rl/mgn/26.07.19 – 132)
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