Genossenschaften als Alternative

Wien, 11. März 2019 (geno). Der Trend zu unerbittlicher Wirtschaftlichkeit, gnadenloser Effizienz und rationellem Kalkül macht auch vor Genossenschaften nicht Halt.
Dieser lebensfeindlichen Entwicklung tritt Prof. Ingeborg Gabriel entschieden entgegen. Die Sozialethikerin von der Katholisch-Theologischen Faklutät der Universität Wien beschwört in einem Interview mit der aktuellen Ausgabe des österreichischen Genossenschaftsmagazins „cooperativ“ die enorme Vitalität und den Wesenskern der Genossenschaft als echte Alternative zu dem Zustand, den der Papst kürzlich mit dem vernichtenden Satz „Diese Wirtschaft tötet“ gegeißelt hat.
Wirtschaft müsse aber das Leben fördern und dem Wohl aller dienen. Gemeinwohl zeige, dass Vertrauen mindestens genauso bedeutsam ist wie Effizienz. „Genossenschaften als solidarische Zusammenschlüsse sind wichtig, um Alternativen aufzuzeigen zu einer rein profit- und wettbewerbsorientierten Wirtschaft“, ist Gabriel überzeugt. Zudem könnten so wirtschaftliche Ziele, die die Leistungsfähigkeiten des Einzelnen übersteigen, gemeinsam und mit gegenseitiger Unterstützung erreicht werden. All das drohe in der Gesellschaft angesichts überzogener Konkurrenz unter die Räder zu geraten.

„Die beeindruckendsten Genossenschaften – für Bauern oder Fischer – habe ich übrigens in Süditalien kennengelernt, wo sie dem ursprünglichen Zweck der Armutsbekämpfung dienen und wo die Kirchen in der Organisation eine bedeutende Rolle spielen“, so die Universitätsprofessorin. Umdenken sei nie einfach, aber es lohne. Es müsse nachdenklich machen, dass es trotz eines nie dagewesenen Wohlstands bei uns nicht mehr Zufriedenheit gibt. Das könne daran liegen, dass das alte Sprichwort „Geben macht glücklicher als Nehmen“ stimmt und uns eine egoistische Lebenssicht als Menschen also unbefriedigt zurücklässt. Es wäre daher wert, darüber nachzudenken, wo jeder Einzelne mit den Gewichtsverlagerungen ansetzen kann. Es brauche Menschen, die sich aus innerer Überzeugung für mehr Solidarität, mehr Gerechtigkeit und eine umweltfreundliche Lebensweise entscheiden. ++ (co/mgn/11.03.19 – 048))

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