Rudolf Diesel: Mehr Genossenschaftspionier als Technik-Ingenieur

Augsburg, 10. Januar 2025 (geno). Der geniale Technik-Ingenieur Rudolf Diesel war eher Sozialpraktiker. Die Idee der Genossenschaft steht im Zentrum von Rudolf Diesels Utopie des Solidarismus. Die von Diesel konzipierten Sozialeinrichtungen setzen auf genossenschaftfliche Selbsthilfe. In sogenannten Volkskassen wird Kapital gesammelt für Kredite an gemeinschaftliche Betriebe. Diese Betriebe sollen alle wichtigen Bedürfnisse decken.

Wenig bekannt ist, dass Diesel sich nicht nur technischen, sondern vor allem auch sozialen Fragen zugewandt hat. Diesel schrieb vor rund 120 Jahren: „Ihr seid in Deutschland 50 Millionen Menschen, die von Gehalt, Lohn, Salär abhängen: Wenn jeder einen Beitrag von nur einem Pfennig pro Woche in eine ‚Volkskasse‘ einzahlen würde, ergäbe dies ein Kapital von einer halben Million Mark pro Woche.“ Würde gar jeden Tag ein Pfennig beiseite gelegt, „so habt ihr pro Jahr 182 Millionen Mark, in zehn Jahren schon zwei Milliarden Mark zu eurer wirtschaftlichen Erhöhung zur Verfügung.“

Dieses Sparverfahren ist Grundlage für Diesels Solidarismus-Prinzip. Geradezu prosaisch drückt es der große Ingenieur der Verbrennungsmotortechnik Rudolf Diesel aus: „Der Solidarismus ist die Sonne, welche gleichmäßig über allen scheint, durch ihre milde Wärme und ihr glänzendes Licht die Menschheit aus ihrem Winterschlaf zur wirtschaftlichen Erlösung erwecken wird.“ Dreh- und Angelpunkt dieses Sonnenaufgangs sei die Gründung einer „Volkskasse“.

Zur Ergänzung hier noch ein Auszug aus den GenoNachrichten vom 16.Mai 2020: Solidarismus ist ein Wirtschaftsmodell von Rudolf Diesel. Das Rezept ist einfach. Ein bisschen Marx & Engels, ein bisschen August Bebel gemischt mit Schulze und Raiffeisen. Das Ergebnis heißt „Solidarismus“ und stammt aus der Feder von Rudolf Diesel. „Daß ich den Dieselmotor erfunden habe, ist schön und gut. Aber meine Hauptleistung ist, daß ich die soziale Frage gelöst habe.“  Rudolf Diesel, der während seiner unternehmerischen Tätigkeit von Banken und Kreditgebern geknechtet wurde, liefert bereits 1903 einen Businessplan für eine Kooperationsgesellschaft.

Das Rezeptbuch ist einfach geschrieben, verzichtet auf einen großen theoretischen Überbau und beschreibt ohne ideologische Verblendung konsequent und aus der Sicht eines Technikers den Aufbau einer Kooperationsgesellschaft. Die Vergütung ist leistungsbezogen, es gibt ein Buchhaltungssystem und den Anspruch freiwillig am System teilzunehmen. Sogar auf Datenschutz wird geachtet, Religion und Parteizugehörigkeit spielen keine Rolle.

Die vielen Parallelen zum Genossenschaftswesen fallen auf. Der Begriff Genossenschaft wird dagegen weitgehend vermieden.

++ (rd/10.01.25 – 007)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg @genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

Rudolf Diesel
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