München, 24. Juli 2024 (geno). Ein klassisches Muster und Symbol genossenschaftlicher Irrungen und Wirrungen liefert derzeit das aus dem Freistaat Bayern hervorgegangene Konglomerat „BayWa“. Es hatte im vergangenen Jahr sein hundertstes Gründungsjubiläum begangen und bezeichnet sich in aller Lau-Warmheit als „Genossenschaft“. Die Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ vermag den wirklichen rechtlichen und wirtschaftlichen BayWa-Status offenbar auch nicht ergründen. In einem Pressebeitrag am Mittwoch ist die Rede von Mischkonzern, Kleinaktionären und anderen indifferenten juristischen Ungeklärtheiten. Auf BayWa, die nach der vagen Formulierung des „Tagesspiegel“ aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangen ist, lasten 5,6 Milliarden Euro Schulden.
Um die Organisation zu retten, treten nun neue Akteure auf den Plan. Die Beteiligungsgesellschaft der bayrischen Volks- und Raiffeisenbanken (BRB) als größter Aktionär will das Traditionsunternehmen stützen, teilt die in Berlin herausgegebene Zeitung mit. Weitere Schützenhilfe kommt vom Genossenschaftsverband Bayern (GVB). Dessen scheidender Vorsitzender Gregor Scheller teilt mit: „Wir werden uns da solidarisch zeigen, wir werden diesen Weg auch konstruktiv miteinander gehen“.
Anlass der aktuellen Berichte war die miserable wirtschaftliche Lage von BayWa und eine vor zehn Tagen veröffentlichte Pflichtmitteilung an die Börse über die „angespannte Finanzlage und die Berufung eines Sanierungsgutachters“. Die BayWa ist für die Lebensmittelversorgung in Süddeutschland von erheblicher Bedeutung, so der „Tagesspiegel“. „Das Unternehmen sei nicht nur Lieferant von Saatgut, Dünger und Landmaschinen, sondern kaufe vielen Bauern ihre Ernte ab. Zudem seien viele Landwirte Kleinaktionäre des Unternehmens. Börsianer kennen keine Gnade, schreibt die „Agrarzeitung“ zeitgleich und stellt fest, dass der „Konzern“ vor schmerzhafen Einschnitten stehe. Die BayWa-Aktie falle unter zehn Euro. Was hat das alles mit der Rechtsform Genossenschaft zu tun ? ++ (sl/mgn/24.07.24 – 090)
www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27
1 Kommentar.
Keine Panik. Die BayWa in die Insovenz gehen zu lassen, würde in der Öffentlichkeit schlechte Stimmung gegen die Genossenschaftsorganisation, also DRV, DGRV und BVR erzeugen. Aber das zu verhindern ist ganz einfach: Die Genossenschaftsbanken müssen wahrscheinlich einer Sonderumlage zustimmen, die von oben bestimmt wird. Und dann wird die Umlage eingezogen. Wer murrt, wird die Folgen seines Murrens zu tragen haben. Es ist ja bloß das Geld der Genossenschaftsmitglieder.