Internationaler Genossenschaftstag facettenreich begangen

Brüssel/London, 6. Juli 2024 (geno). Der diesjährige Internationale Genossenschaftstag wurde weltweit, kontinental und regional facettenreich begangen. Die Vielfalt der diesbezüglichen Aktivitäten an diesem ersten Samstag im Juli eines jeden Jahres ist inzwischen so groß, dass der Sinn dieses Gedenk- und Feiertages im Einzelnen vielerorts nur noch bruchstückhaft verstanden wird. Das Raiffeisenland Deutschland besetzt in Europa eine „Vorreiterrolle“, die aber sehr fragwürdig ist. Als weiterer Beleg dafür dient der am 3. Juli 2024 veröffentlichte Referentenentwurf des Gesetz zur Stärkung der genossenschaftlichen Rechtsform, in dem Genossenschaften unter anderem als am Gemeinwohl orientierte Unternehmen dargestellt werden. Der Referentenentwurf des BMJ sieht vor, die Machtbefugnisse der genossenschaftlichen Verbände und das genossenschaftliche Führerprinzip weiter auszubauen. Gleichzeitig soll der genossenschaftliche Förderzweck neu definiert und aufgeweicht werden.

Deutschland, dem Land mitten in Europa ist es – beschämenderweise – gelungen, seine landesweite Genossenschaftsbewegung weiterhin unter dem Joch nationalsozialistischer Gesetzgebung zu belassen und sich der damit verbundenen Gleichschaltung bedingungslos und fortwährend zu unterwerfen. Daran hat sich bis in heutige Tage nichts Wesentliches geändert. Die seinerzeitigen Akteure in den zuständigen Genossenschaftsverbänden haben die „genossenschaftlichen Freiheiten“ benutzt, um die den Genossenschaften von den Nationalsozialisten angelegten Fesseln nach dem Ende der Nazi-Diktatur nicht zu lösen, sondern sogar noch fester zu zurren. Dieses im Widerspruch zu den proklamierten Grundregeln eines Rechtsstaates stehende Vorgehen wird weiter praktiziert. Im Gegenteil, es wird versucht, diesbezüglich kritische Fragen in den Orkus zu werfen und sich reinzuwaschen. Ihren Gipfel erreichten diese Bestrebungen, als deutsche Genossenschaftsverbände die „Genossenschaftsidee“ als ersten Beitrag der Bundesrepublik Deutschland zum immateriellen Weltkulturerbe platzieren wollten. Es gelang, das tollkühne Unternehmen umzusetzen – offenbar in Unkenntnis der tieferen historischen Hintergründe des deutschen „Genossenschaftsverbandsunwesens„. Das damit verbundene Desaster war und ist vielen Beteiligten nicht klar, dürfte sich allerdings in Bälde zum Bumerang auswachsen, wenn nicht eine gewisse innere Einkehr und Buße bei den beteiligten Genossenschaftsverbänden und den offensichtlich von ihnen eingelullten staatlichen Behörden eintritt. Innenpolitische Kontroversen dürften dabei kaum Änderungen bewirken. Dieser Grundkonflikt bedarf einer internationalen Bühne und eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Genossenschaftsgedanken. Happy International Day of Cooperatives!++ (it/mgn/06.07.24 – 081)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27

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1 Kommentar.

  • CoopBund Bolzano Italy
    19. Juli 2024 20:50

    Der Internationale Tag der Genossenschaften, der seit über einem Jahrhundert weltweit gefeiert und 1995 anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Internationalen Genossenschaftsverbands (ICA) offiziell von der Generalversammlung der Vereinten Nationen ausgerufen wurde, wird jedes Jahr am ersten Samstag im Juli begangen. Dabei wird der Beitrag der Genossenschaftsbewegung zur Lösung der wichtigsten Probleme, mit denen die Vereinten Nationen konfrontiert sind, sowie zur Stärkung und Ausweitung der Partnerschaften zwischen der internationalen Genossenschaftsbewegung und anderen Akteuren hervorgehoben. Seit 1995 legen der Internationale Genossenschaftsverband (ICA) und die Vereinten Nationen über das Komitee zur Förderung der Genossenschaften (COPAC) gemeinsam das Thema für die Feierlichkeiten zum #CoopsDay fest, das in diesem Jahr lautet: „Genossenschaften bauen eine bessere Zukunft für alle”

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