Seit der Entstehung der ersten modernen Genossenschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben sich die ökonomischen, technischen und gesellschaftlichen Umweltbedingungen, aber auch unsere Wertesysteme tiefgreifend verändert. Genossenschaften von heute können nicht ausschließlich vom selben Geist wie damals erfüllt sein. So wurde der genossenschaftliche „kulturelle Kern“ um die UN Nachhaltigkeitsziele und die damit verbundene Globalisierung erweitert und aufgewertet.
Genossenschaften müssen sich auch heute zu ihrem unverwechselbaren genossenschaftlichen Profil bekennen und dieses auch nutzen, um sich von ihren Wettbewerbern abzuheben.Gleichzeitig sind Genossenschaften Kartelle, die im gemeinschaftlichen Wirtschaftsbetrieb, der direkten Mitgliederförderung und im Gemeinschaftseigentum begründet sind.
Es gibt einige entscheidende Differenzierungsmöglichkeiten, die kommuniziert werden müssen. Dazu gehören die genossenschaftlichen Standards , in denen sich die genossenschaftliche Identität manifestiert.
- Freiwillige und offene Mitgliedschaft
- Demokratische Kontrolle durch die Mitglieder
- Ökonomische Teilnahme und Teilhabe der Mitglieder
- Autonomie und Unabhängigkeit
- Bildung, Ausbildung, Information, Transparenz
- Kooperation zwischen den Genossenschaften
- Interesse an der Gemeinschaft und an den UN Nachhaltigkeitszielen
Die hier genannten Standards für eine kooperative Unternehmensführung müssen von den Mitgliedern verstanden und auch gelebt werden. Dazu gehört auch die Frage, wer die zentralen Entscheidungen in der Genossenschaft trifft. Eine zeitgemäße Modifikation zentraler Werte einer Genossenschaftsidentität kann und darf nicht beliebig und insbesondere nicht durch bloße Annäherung an das Wertesystem anderer Rechtsformen geschehen. Die internationale Genossenschaftsbewegung wird sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die Rechtsform Genossenschaft sich erfolgreich im Markt behauptet und ihren mitgliederbezogenen Auftrag erfüllt. Dafür brauchen wir europäisch ausgerichtete Strategien, die dafür sorgen, dass das Genossenschaftssystem als Ganzes funktionsfähig bleibt. Gleichzeitig ergibt sich ist eine großartige Chance, die typischen Stärken des Genossenschaftsmodells auszubauen und sich damit klar von anderen Unternehmensformen abzuheben. Genossenschaften brauchen klare Orientierungen, die ihnen zu einem unverwechselbaren Erscheinungsbild verhelfen und das Fundament für eine Genossenschaftsidentität bilden. Denn davon gehen positive Einflüsse sowohl auf eine aktive Mitgliederorientierung als auch auf eine entsprechende Zuwendung der Mitglieder zur Genossenschaft aus. Dazu muss man die wesentlichen genossenschaftlichen Prinzipien bewusst als Wettbewerbsvorteil herausstellen und zur offensiven Profilierung im Wettbewerb nutzen.