Erfolgreiche Wirtschaftsunternehmen denken in Szenarien und verfolgen eine strategische Ausrichtung. Es geht darum, notwendige Veränderungen im Produkt- und Dienstleistungsangebot rechtzeitig einzuleiten und die Dynamik des Marktumfeldes frühzeitig zu verstehen. Dazu gehört die Digitalisierung unserer Gesellschaft ebenso wie die damit verbundenen Veränderungen im Konsumverhalten und im Wertesystem. Während die digitale Revolution mit der Plattformökonomie die Handelslandschaft verändert hat, macht Vertical Retail den Zwischenhandel überflüssig. Damit gerät auch das klassische Retailbanking zunehmend in eine unbequeme Sandwichposition. Direktbanken und neue Bezahlsysteme kosten Marktanteile und Margen. Digitale Währungen und die Einschränkung der Bargeldwirtschaft bilden die neuen Leitplanken. Zeit für einen radikalen Neuanfang.
Der BVR Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken e.V. schweigt. Die durchaus erfolgreiche genossenschaftliche Bankengruppe reagiert auf das Marktgeschehen mit der altbekannten, inzwischen diffus gewordenen Fusionspolitik.
Doch welche mittel- und langfristigen Ziele verfolgt der BVR? Warum werden diese dringend notwendigen Zukunftskonzepte nicht genossenschaftlich abgestimmt und kommuniziert?
Die irreführende Kommunikationspolitik, die sich auf die Genossenschaftsidee konzentriert, ist aus Sicht von igenos leider keine glaubwürdige Strategie, um den Veränderungen des Marktes zu begegnen. Das Gegenteil ist der Fall. Indem regionale Banken über die BVR Sicherungseinrichtung gleichgeschaltet und entmündigt oder wegfusioniert werden, geht der personale Aspekt der Genossenschaftsidee völlig in anonymen Konstrukten verloren. Gleichzeitig findet gegenüber den Mitgliedern der Primärgenossenschaften keinerlei finanzielle Rechenschaft über die Mittelverwendung statt.
Das Fazit lautet also, wer wie der BVR vorsätzlich und regelmäßig gegen die Genossenschaftsidee verstößt, darf sich nicht auf sie berufen.