Genossenschaftliche StartUps bestimmten 27. Delitzscher Gespräch

Delitzsch, 3. Mai 2024 (geno) Genossenschaftliche StartUps bestimmten das diesjährige Delitzscher Gespräch der Deutschen Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft am Freitag in Delitzsch. „Warum die Genossenschaft für StartUps oft die vorteilhafteste Lösung ist“, darüber referierte die Absolventin der Universität Linz, Waltraut Schneider, die gegenwärtig bei der Raiffeisen-Landesbank Steiermark tätig ist. Infolge ihres Vortrags eröffneten sich in der Diskussion diverse Problemfelder, teilweise grundsätzlicher Art. Sie wurden manchmal nur angerissen und beim Namen genannt. Nähere Analysen dürften sich lohnen, denn außerhalb Deutschlands funkeln Genossenschaftsmodelle, deren Strahlkraft nicht zu übersehen ist. Die deutsche Genossenschaftsbewegung sieht dann besonders „alt aus“, wenn weitreichende statistische Vergleiche herangezogen werden. Solche internationalen Gegenüberstellungen zweifelte Dr. Andreas Wieg vom Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV) mit gewisser Berechtigung an, weil die jeweiligen nationalen Kooperativsysteme kaum vergleichbar seien. Es entstünden beispielsweise gegenüber den spanischen, französischen und italienischen Genossenschaften sichtbare historische, juristische und soziale Unterschiede. Insofern brächten zahlenmäßige Vergleiche wenig.

Dennoch präsentierte Marcus Lasch vom Genoverband e.V., Abteilung Betreuung Genossenschaften Leipzig, aktuelle Daten, die nicht nur ernüchternd wirken, sondern vielmehr Entsetzen auslösen könnten. Der Arbeitskreis Neugründung seiner Organisation habe für die Jahre 2021, 2022 und 2023 113, 96 und 129 genossenschaftliche Neugründungen ermittelt. Der Spitzenwert dieser Kennziffer wurde mit 272 genossenschaftlichen Neugründungen im Jahr 2011 erreicht. Für dieses Jahr 2024 habe es bisher im Bereich Sachsen/Thüringen/Sachsen-Anhalt 15 Anfragen von Gründungsinteressenten gegeben und vier Genossenschaften wurden bisher tatsächlich ins Werk gesetzt. Am Jahresende sei wohl mit zehn neuen Genossenschaften zu rechnen.

Über die Ursachen der schwächelnden Bilanz gehen die Meinungen auseinander. Allgemeine Einigkeit bestand in der Auffassung, dass die Rechtsform „eingetragene Genossenschaft“ viel zu unbekannt ist. Darüber müsse vor allem mit den Industrie- und Handelskammern (IHK) und den Handwerkskammern (HWK) ergebnisorientiert nicht nur gesprochen, sondern auch verhandelt werden.

Generelle Bedenken äußerte der Gewerkschafter Walter Vogt von der IG Metall. Allein der Begriff „StartUp“ bereite ihm enorme Bauchschmerzen. Die deutsche Bundesregierung – insbesondere das Haus von Justizminister Buschmann – stelle sich Dinge im Zusammenhang von Genossenschaften vor, die auf reines „Member Value“ hinausliefen. Diesem Urteil schloss sich Hans-Werner Preuhsler aus Kiel an, der zuvor eine Initiative Regionalgenossenschaft präsentiert hatte. Auf besonders krasse Auswüchse und den regelrechten Missbrauch der Rechtsform „Genossenschaft“ wies der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft, Dr. Axel Viehweger hin. Es gäben sich Unternehmen als Genossenschaften aus, die eigentlich reine Aktiengesellschaften seien. Insofern müsse auf der sauberen Trennung auch von Begrifflichkeiten Wert gelegt werden. In Genossenschaften gehe es um Rückvergütungen und eben nicht um Dividenden. „Deswegen wollen wir auch keine investierenden Mitglieder. Genossenschaften brauchen mündige Bürger“, erklärte Viehweger und kündigte das 28. Delitzscher Gespräch für den 2.Mai 2025 an. Es beginne an diesem Tag um 10 Uhr in Dresden. ++ (dg/mgn/03.05.24 – 057)

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Delitzscher Gespräche
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