Deutschlands Genossenschaftsbewegung verdient ein Revival

Delitzsch, 3. November 2023 (geno). Die nördlich von Leipzig gelegene Kreisstadt Delitzsch war am Freitag in aller Munde. Nachrichtenredaktionen und hohe Politik kündigten für das norsächsische Landleben eine industrie-wissenschaftliche Großinvestition an. Es klang wie zu Zeiten Helmut Kohls, der seinerzeit blühende Landschaften prophezeite. Den bevorstehenden paradiesischen Zuständen folgte die allgemeine wirtschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Leere.

Zwei Jahrzehnte später machte Delitzsch tatsächlich Schlagzeilen und zwar als Geburtstsort der modernen Genossenschaftsbewegung. Ihr Pionier Hermann Schulze-Delitzsch hatte zu Beginn des Industriezeitalters die erste deutsche Genossenschaft in Delitzsch ins Leben gerufen. Darauf besannen sich ostdeutsche Genossenschafter und begründeten dort das erste deutsche Genossenschaftsmuseum sowie die Deutsche Hermann Schulze-Delitzsch-Gesellschaft. Das nahmen alteingesessene altbundesdeutsche Genossenschaftsverbände zum Anlass, um das Vorhaben an sich zu reißen, den ursprünglichen Initiatoren das Heft des Handels zu entwenden und das Projekt in ihre Regie zu nehmen. Wer sich dagegen wehrte wurde zurechtgewiesen, gemobbt oder ganz außer Gefecht gesetzt. Der üble seit 1934 in Gang gesetzte und in der BRD fortgeführte Machtapparat der Genossenschaftsverbände überrollte so das junge Pflänzchen „Genossenschaften in Ostdeutschland“ und versuchte es mit seinen undurchsichtigen Netzwerken zu ersticken.

Der Würgegriff dauert weiter an. Ihm zu entrinnen scheint aussichtslos. Inzwischen werden jedoch die einfachen Genossenschaftsmitglieder sich ihrer demokratischen Rolle in den Genossenschaften und deren Organisationen bewusst und wehren sich gegen die obskuren Methoden alter überkommener Hierarchien. Zu diesen „Widerständlern“ gehören unter anderen die Protagonisten der Initiative „Genossenschaft von unten“, die inzwischen in einigen deutschen Großstädten etabliert ist. Neu dazu gekommen ist die GvU Initiative in Dortmund. Das lässt hoffen. ++ (dl/mgn/03.11.23 – 166)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 /26 00 60 27

Deutsche Hermann-Schulze-Delitzsch-Gesellschaft
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