Bullay, den 2.11.2023 Kürzlich war im monatlichen Magazin eines Genossenschaftsverbandes zu lesen, allgemein relevante Themen wie etwa Nachhaltigkeit seien längst auch auf den Leitungsebenen von Genossenschaften angekommen. Herzlichen Glückwunsch zu dieser Wahrnehmung! Denn dieses Modewort geistert bereits seit mehr als einem Jahrzehnt durch ganz Deutschland. Doch kaum wer weiß so recht etwas damit anzufangen, denn dieser Begriff, den doch jeder kennt, muss allem Anschein nach nicht erklärt werden. Unwissende dürfen damit nach Belieben umgehen.
Auf der Straße befragte Passanten würden wahrscheinlich antworten, Nachhaltigkeit müsse doch mit „fortwährend“, „auf Dauer, „stabil, „langlebig“, „zukunftsfähig“ u. a. zu tun haben. Einem Schlaumeier wäre dies zu kurz gesprungen. Er würde den Interviewer belehrend aufklären: Dem Drei-Säulen-Modell gemäß ließe sich dieses Allerweltswort ökologisch, sozial und ökonomisch auffassen. In der breiten Öffentlichkeit werde Nachhaltigkeit allerdings überwiegend ökologisch verstanden. Das könne jeder Wähler von „Bündnis 90/Die Grünen“ genau erklären.
Gewiss droht das allzu inflationär genutzte Wort zur Phrase zu verblassen. Doch mit dem Blick auf Genossenschaften strömen uns immer wieder neue Ideen und Eindrücke zu. Wie wäre es, wenn uns eine Zeitung aus dem Raum der Genossenschaftspraxis erklären würde, was unter nachhaltiger Mitgliedschaft, Mitgliederförderung, Mitgliederbindung und nachhaltiger geschäftspolitischer Vorzugsbehandlung der Mitgliederkunden gegenüber Fremdkunden zu verstehen sei, falls sich Führungskräfte und Mitarbeitende in Genossenschaften überhaupt dafür interessieren sollten. Die Verwunderung, die solches Ansinnen auslösen würde, wäre groß.
Weshalb eigentlich? Nun, wer sich wenig bis überhaupt nicht für den Inhalt des Genossenschaftsgesetzes als Wegweiser für Denken und Handeln in Genossenschaften interessiert, wird auch nicht auf die Idee kommen, die vielbenutzte Nachhaltigkeit mit systemrelevanten Sachverhalten der Genossenschaften belasten zu wollen. Das wäre zu akademisch, basta!
Weshalb nun aber in einer Genossenschaftszeitung vom 25. Oktober mit Bezugnahme auf den Weltspartag (30. Oktober) über angemessene nachhaltige Werbegeschenke zu diesem Festtag nachgedacht wurde, blieb halbwegs offen. Was geboten wurde, sei Ihnen als Leser/in nicht vorenthalten. Textgetreu wiedergegeben:
Unter der Überschrift „Geschenke aus und für die Region“: Nachhaltigkeit gewinnt bei Werbemitteln immer mehr an Bedeutung – auch bei Weltspartagsgeschenken setzt man auf Regionalität.“ Wie geht die Story zum Sparfesttag weiter? Es bleibt weiterhin beim klassischen Kugelschreiber. Da es sich dabei nicht um ein regionales Produkt handelt, bedarf das Werbemittel-Programm einer Erweiterung: „Ein Glas Honig von Imkern aus der Region oder Apfelchips eines Bauern.“ Für die Mitglieder der Genossenschaftsbanken bleibt zu hoffen, dass die zum nächsten Geschenktag 2024 erwartete Förderung ihrer wirtschaftlichen Belange nicht auf diese Art der Nutzenstiftung beschränkt bleibt.