Morgen ist Internationaler Tag der Genossenschaften. Cooperatives just build a better World. Another World is possible! Put the people and the planet before Profit! Ja, dass hört sich interessant an. Genossenschaften sind ein alternatives Wirtschaftsmodell für aufstrebende junge Team Unternehmer – eine Antwort auf die globale Digitalisierung und der zunehmenden Ungleichverteilung von Ertrag, Kapital und Arbeit im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung.
In nüchternen Zahlen ist die numerische Bedeutung der Genossenschaft in Europa sehr unterschiedlich ausgeprägt. Dieses wird besonders deutlich am Beispiel Deutschland. Hierzulande haben Genossenschaften ein Generationen- und ein Autoritätsproblem. Heute wird in Deutschland, dem Land der Genossenschaften, die ursprüngliche Genossenschaftsidee durch das genossenschaftliche Führerprinzip und die durchsetzungsstarke, hierarchisch geprägte genossenschaftliche Verbandslandschaft verwässert. Unser Verbände definieren wie Genossenschaft zu funktionieren hat. Der Gesetzgeber hört aufmerksam zu. Die Genossenschaftsmitglieder stehen im Abseits und werden nicht gefragt. Damit nimmt Deutschland in der internationalen Genossenschaftsbewegung eine Sonderstellung ein.
In Italien und in Spanien, aber auch in den skandinavischen Ländern sind Genossenschaften dagegen vom Gesetzgeber gewollt und werden gefördert. Die hohe Genossenschaftsdichte belegt, dass diese Form der Arbeitsmarktpolitik insbesondere in strukturschwachen Regionen funktioniert.
Spanien hat beispielsweise ein gesamtstaatliches und 14 regionale Genossenschaftsgesetze. Besondere Vorzüge weist das „La ley de cooperativas del Pais Vasco“ – das Kooperativengesetz im Baskenland aus. Ein Beleg, dass Genossenschaft auch im großen Stil funktioniert liefert die Mondragon-Gruppe, deren Statuten von fünf Grundsätzen geprägt sind: Arbeitsplatzbeschaffung, Vergütungssolidarität, gleichmäßige Kapital- und Gewinnverteilung sowie eine demokratische Betriebsorganisation. Letztere geht auch über den Rahmen des Unternehmens selbst weit hinaus und übt großen Einfluss auf die politische Regionalentwicklung aus. So enthält das 1982 vom baskischen Parlament erlassene Genossenschaftsgesetz die Regelung, dass die Genossenschaftsvertreter in zahlreichen staatlichen und korporatistischen Gremien sitzen. So werden ihre Interessen bei regionaler Wirtschafts- und Sozialpolitik gewahrt. Die Mondragon Genossenschaft ist inzwischen ein genossenschaftlich organisierter Konzern. Alles begann mit der Fabrikation von Haushaltsgeräten, Möbeln und Werkzeugmaschinen: Heute präsentiert sich die MONDRAGON Gruppe als eindrucksvoller Hightech Konzern, mit eigener Universität und diversen angegliederten Bildungseinrichtungen. Am Beispiel MONDRAGON lässt sich eindrucksvoll nachweisen, dass die Rechtsform Genossenschaft auch ein Stabilitätsfaktor bei der Bewältigung von strukturellen Krisen ist. Arbeitsplatzsorgen müssen sich die Mondragon-Mitglieder trotz der hohen Arbeitslosenrate im Baskenland nicht machen. Zudem ist der Dachverband baskischer Kooperativen über den „Consejo Superior de Cooperativas de Euskadi“ – Oberster Rat der Kooperativen des Baskenlandes – direkt an die Regierung angegliedert.
Darüber hinaus gewinnt Mondragon durch die MONDRAGON University und beispielsweise der Studentenkooperative Alecoop kontinuierlich junges hoch qualifiziertes Personal. Die Ingenieurtechnik-Studenten können dort durch Halbtagsarbeit ihre Ausbildung finanzieren. Diese 1970 gegründete Kooperative wird von Studenten in Selbstverwaltung betrieben. Diese Beispiele widerlegen eindrucksvoll die klassischen Vorurteile und wirtschaftsliberale Theorien über eine prinzipielle Ineffizienz der Selbstverwaltungsökonomie gegenüber privatkapitalischen Wirtschaftsweisen.