Gotha, 16. Februar 2023 (geno). Das sich seit Jahren unerbittlich drehende Fusionskarussell deutscher Genossenschaftsbanken zermalmt kleinste Körner historisch gewachsener Selbsthilfe und Solidarität. Ein aktuelles Beispiel ist die seit 120 Jahren in der Gemeinde Mechterstädt bei Gotha ansässige Filiale der Raiffeisenbank Gotha. Die im Sommer 2022 vollzogene Fusion mit der Volksbank Eisenach-Ronshausen zur „VR Bank Ihre Heimatbank“ führt dazu, dass die Mechterstädter Filiale Ende dieses Monats geschlossen wird. Das ketzerische, sogar verhöhnende Motto des Zusammenschlusses lautet „Nähe bedeutet für uns vor allem, nahe bei den Menschen zu sein. Bei uns als Genossenschaftsbank stehen Sie als Mitglied und Kunde mit Ihren Wünschen und Zielen im Mittelpunkt“.
Das genaue Gegenteil geschieht aber: Die Mechterstädter Mitglieder der Gothaer Genossenschaftsbank sowie die in den umliegenden Ortschaften Laucha, Teutleben, Burla, Sondra, Sättelstädt und Metebach wird der primitivste Service verweigert. Bestenfalls wird ein Geldautomat erwogen, der ab 1. März dieses Jahres eventuell installiert wird. Gegen die Willkür der Bank-Manager protestieren auf einer Bürgerversammlung 220 Einwohner energisch – vorneweg Ortsbürgermeister Tobias Wolf. Er bringt den Fall einer 87jährigen Mutter zur Sprache, die ohne Bankschalter im Ort nicht einfach zum Online-Banking wechseln kann. Sie erlebe den Hinweis, Kinder und Enkel um Hilfe zu bitten, als Entmündigung. Eine junge Frau berichtet von ihren Kindern, die ihr Taschengeld regelmäßig mit der EC-Karte abheben und so den Umgang mit Geld lernen. Nicht virtuell, sondern physisch.
Bisher verhallt der Widerstand. Die Bank verweigert sogar den Dialog mit den betroffenen Mitgliedern und Kunden.
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