Pachtland von Ex-DDR-Agrargenossenschaften immer teurer

Hamburg/Neubrandenburg/Freienhufen, 17. November 2022 (geno). Pachtland ehemaliger Landwirtschaftlicher Produktionsgenossenschaften (LPG) wird immer teurer und knapper. Darüber berichtet die in Hamburg ausgestrahlte Nachrichtensendung „tagesthemen“ der Arbeitsgemeinschaft der Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) am Mittwochabend. Moderatorin Karen Mioska bot dabei einen Klassiker im Zeichen oberflächlicher, kaum tiefschürfender und ahistorischer Genossenschafts-Berichterstattung über die Geschichte Ostdeutschlands.

Bei den betreffenden Latifundien handelt es sich um die in der DDR zusammengelegten Agrarflächen der ostdeutschen LPG-Mitglieder, die seinerzeit – in westdeutscher Lesart – zwangskollektiviert worden sind und die nach dem DDR-Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland von den maßgeblichen Politikern der „Deutschen Einheit“ endgültig enteignet wurden.

Das funktionierte so, dass im Eigentum von Genossenschaftsbauern sowie im Volkseigentum befindlicher Grund und Boden von der bundeseigenen Bundesverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG) – unter anderem Land der rund 4.500 ostdeutschen LPG und deren Mitglieder – in der Regel an meistbietende interessierte Dritte verkauft worden ist und bis in diese Tage systematisch weiterhin übertragen wird. Der skandalöse Vorgang trägt dazu bei, dass die heuchlerisch allseits bedauerte Vermögensarmut der Ostdeutschen – im Vergleich zu den Westdeutschen – sich weiter vergrößert und neue ost-westdeutsche Spannungen auslöst. Mit „Wiedervereinigung“ und Gleichberechtigung hat das nichts zu tun.

Wie das Bundesfinanzministerium (BFM) aus aktuellem Anlass am Donnerstag aus Berlin mitteilt, befinden sich derzeit noch 91.000 Hektar ostdeutsche Agrarflächen in der Verfügungsgewalt der dem Bundesfinanzminister unterstellten BVVG. Dieser Boden soll künftig vorrangig an ökologisch bzw. nachhaltig wirtschaftende Betriebe vergeben werden. „Verkäufe – bisheriger Schwerpunkt der Privatisierungspraxis der BVVG – bleiben in den Jahren 2022 bis 2024 im Umfang von jährlich 2.000 ha möglich und sollen insbesondere der Erfüllung bestehender Rechtsansprüche dienen“, heißt es verklausuliert und vielsagend in der BMF-Pressemitteilung. ++ (nb/mgn/17.11.22 – 206)

www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27)

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1 Kommentar.

  • Helmut Rudolph
    20. November 2022 20:21

    Pachtland von Ex-Agrargenossenschaften immer teurer.
    Wer das Buch von Dr. Jörg Gerke “ Nehmt und Euch wird Gegeben“ gelesen hat, versteht schnell wie fast zwei Millionen Hektar verkauft wurden. Warum sich alle
    ostdeutschen Ministerpräsidenten 1996 für den Verkauf der BVVG Flächen an LPG- Nachfolger bei der EU eingesetzt haben, ist noch immer nicht geklärt ! (Welt am Sonntag berichtete ) Der Spiegel berichtete 1995 „Bauernland in Bonzenhand“
    als erste Zeitschrift. Die DOKU, „Der LPG-Skandal“ ist seit 2016 im Netz!
    Mehr Mut zur Gerechtigkeit ! Politik bitte melden ! ! !

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