Werbespots direkt vor den Nachrichten, zur besten Sendezeit und das auf allen relevanten Kanälen. Die genossenschaftliche Verbundgruppe betreibt massive Imagewerbung. Aber nicht nur im Fernsehen. Auch im „Out of Home Markt“ wird investiert, in Großstadt Bahnhöfen wurden digitale Werbeträger gesichtet. „Meine Bank gehört mir, weil mir Werte nicht nur in Euro wichtig sind,“ wird dort verkündet. Der Wert des Euros befindet sich im Sinkflug – macht also auch keinen Sinn und genossenschaftliche Werte sind bei den Genossenschaftsbanken auch kein Thema mehr.
Was steckt also hinter der Kampagne: igenos hinterfragt den Sinn dieser Maßnahme. Bei Genossenschaften steht ja letztendlich die Mitgliederförderung im Vordergrund. Leider ist diese Tatsache wenig bekannt und die wenigsten Mitglieder interessieren sich überhaupt für die Besonderheiten der Rechtsform Genossenschaft.
Oder geht es um reine Stimmungsmache, den Verkauf zusätzlicher Versicherungen und zweifelhafter Fonds aus den Beständen der DZ Bank? Sicherlich nicht.
Handelt es sich vielleicht um aktive Mitgliederwerbung? Die Mitgliederanzahl ist rückläufig. Hier spielt die demografische Komponente eine Rolle. Viele ältere Mitglieder sterben einfach weg. Außerdem besteht ein drastisches Missverhältnis zwischen den „Mitgliedern“ und den „Nur-Kunden“, deren Gleichbehandlung der Genossenschaftsidee widerspricht.
Vielleicht soll auch die vermeintliche Größe der genossenschaftlichen Organisation hervorgehoben werden oder die Werbemaßnahmen sollen die Akzeptanz der umstrittenen Fusionspolitik erhöhen. Letztere wird erstmals am Landgericht Nürnberg gerichtlich begutachtet, weil ein igenos Mitglied gegen das Umtauschverhältnis bei der Fusion seiner Genossenschaftsbank klagt. Bislang werden bei einer Verschmelzung von von zwei Genossenschaften die Anteile bezogen auf den nominalen Wert im Verhältnis 1:1 getauscht, wobei das tatsächlich vorhandene Vermögen der Genossenschaft nicht einbezogen wird. Dieses kann zu Ungerechtigkeiten führen. Außerdem gibt es Alternativen zur Fusion, die den Genossenschaftsmitgliedern regelmäßig verschwiegen werden. Das zum Thema Mitgliederförderung und genossenschaftliche Werte.
Was kaum einem Genossenschaftsmitglieder bekannt ist und darum auch mal erwähnt werden sollte: Der BVR (Bundesverband der Deutschen Volks und Raiffeisenbanken) ist kein Konzern, sondern ein Dienstleiter in der Rechtsform eines eingetragenen Vereins. Der genossenschaftliche Dachverband hat sich im Laufe der Jahre von der Genossenschaftsidee weit entfernt und ein Eigenleben entwickelt. Tatsächlich befindet sich dieser Verein im Eigentum der vielen kleinen Genossenschaften, die ein Bankgeschäft betreiben. Die Anzahl dieser selbstständigen Genossenschaftsbanken nimmt aber drastisch ab. Gleichzeitig werden die verbleibenden Unternehmen immer größer und unpersönlicher. Leider hilft hier auch keine Imagewerbung mehr …