Die Volks- und Raiffeisenbanken erfinden sich neu. Amberra heißt das neue BVR Service-Vehikel der Genossenschaftsorganisation. Der Claim „Beyond Banking“ kommt dagegen bekannt vor. Bereits 1997 änderte der Mineralölkonzern BP seine strategische Ausrichtung. Aus BP Britisch Petrol wurde BP Beyond Petrol. Das war vor 25 Jahren ein strategischer Schachzug mit entsprechenden zeitlichem Vorlauf auf die sich derzeit abzeichnende Energiewende.
Mit Amberra wollen sich nun die Genossenschaftsbanken als „Dienstleistungs-Plattform“ für Gesundheit, Pflege und Wohnen etablieren und so die Phase des „Beyond Bankings“ begleiten oder besser hinterherlaufen. Inwieweit Gebäudereinigung und Gebäudesanierung mit in das genossenschaftliche Ökosystem der BVR Vermittlungsplattform gehören, konnte nicht recherchiert werden. Unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung könnte auch ein Sekretariats- und Digitalisierungs Service passen.
Fest steht, die Plattform-Ökonomie ist seit dem Siegeszug von AMAZON, Uber oder AirBnB ein digital ausgerichteter Wachstumsmarkt. Ob unsere Volks- und Raiffeisenbanken ein glaubwürdiger Absender für Pflegedienstleistungen und Putzdienste sind, darf bezweifelt werden. Ist die Amberra-Service-Plattform wirklich ernst zu nehmen? Wer sich noch erinnert: Im November 2013 hat der Genossenschaftsverband erklärt, dass die Genossenschaftsbanken auch Postdienstleistungen anbieten wollen, und es wurde bereits eine GenoPost eG gegründet. Warum ist nichts daraus geworden? Gab es einen klassischen Zielkonflikt? Oder lag es daran, dass sich letztendlich doch der BVR mit seiner auf Flächenbereinigung basierenden Fusionspolitik durchsetzen konnte? Die Chance für den ländlichen Raum wurde damals zumindest verschenkt. Es wäre durchaus sinnvoll gewesen, in ländlichen Bankfilialen Postdienstleistungen anzubieten,und die Bankenstandorte somit zu erhalten.Dass nun die Volks- und Raiffeisenbanken das genossenschaftliche Ökosystem für sich entdecken haben, hat wohl andere Gründe. Die Digitalisierung läuft und ist nicht mehr zu bremsen. Das klassische Retailbanking ist tot. Auch darum ziehen sich die vom BVR gesteuerten Genossenschaftsbanken derzeit aus der Fläche zurück. Grundsätzlich geht es um die Glaubwürdigkeit des BVR, der in Sachen Genossenschaft erwiesenermaßen über eher geringe – manche Stimmen behaupten sogar, über keinerlei – Kompetenzen verfügt und die Genossenschaftsidee mit Füßen tritt. Wenn Amberra jemals umgesetzt werden sollte, sind zumindest die Genossenschaftsbanken in den ländlichen Regionen größtenteils gelöscht und fusioniert.
Für igenos e.V. handelt es sich bei der Beyond-Banking-Plattform um einen Verzweiflungsakt oder um ein billiges Ablenkungsmanöver, um Zeit zu kaufen.
Die umstrittene BVR Fusionspolitik und die Beratungsleistungen der genossenschaftlichen Prüfungsverbände werden derzeit gerichtlich überprüft. Anschließend kann der Claim noch einmal angepasst werden. Es ist Zeit für eine neue Epoche. BEYOND BVR BANKING. Morgen kann kommen!