Mutlangen, 7. Juni 2022 (geno). Die Stadt Mutlangen im Ostalbkreis ist während des Kalten Krieges in die Weltgeschichte eigegangen. Anlass waren US-amerikanische Atomwaffen, die in diesem Teil Baden-Württembergs von 1983 bis 1990 in Richtung des Warschauer Paktes stationiert worden waren. Dagegen erhoben sich gigantische Protestwellen der Friedensbewegung, die letztlich in wesentlichen Teilen erst vor dem Bundesverfassungsgericht abebbten.
Nun nach rund vier Jahrzehnten ziehen über der Region neue gesellschaftspolitische Gewitterwolken auf, denen durchaus das Potential erheblicher Erschütterungen der Zivilgesellschaft innewohnt – allerdings in einem ganz anderen Sektor: den Genossenschaftsbanken, die aufgrund ihrer Grundregeln als kooperative Organisationen immer stärkeren Beben ausgesetzt sind. Die Gefahr droht nicht von außen, sondern innerhalb der Genossenschaftsbanken, deren Leitungsgremien in gröblicher Art und Weise gegen die innerdemokratischen genossenschaftlichen Prinzipien verstoßen. Immer häufiger begehren die Mitglieder gegen solche Systemverletzungen auf. Ein Genosse der Raiffeisenbank Mutlangen eG hat nunmehr den juristischen Weg eingeschlagen.
Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht der Streit darüber, ob eine Fusion zweier Genossenschaftsbanken – Volksbank (VB) Welzheim und der Raiffeisenbank (Raiba) Mutlangen – rechtmäßig und im Interesse ihrer Mitglieder ist oder unrechtmäßig vorbereitet und vonstatten geht – oder eben nicht. Kläger ist das Genossenschaftsmitglied Norman S. aus Ludwigsburg. Seinen Argumenten folgend, ist der geplante Zusammenschluss beider Genossenschaftsbanken ein abgekartetes Spiel von Vorständen auf dem Rücken der Mitgliederbasis sowie gegen deren Interessen und Mitwirkungsrechte. Mitglied S. streitet für die Eigenständigkeit der Raiba Mutlangen, dessen Mitglied er ist. Der engagierte Genossenschafter teilt mit: „Der Vorstand der Raiba Mutlangen ist bekanntermaßen für eine Fusion mit der VB Welzheim. Das ist wenig verwunderlich. Noch bevor das Ergebnis der Fusionsverhandlungen überhaupt feststand, wurde beim Pressetermin Ende Januar 2022 bereits die Ressortverteilung im Vorstand verkündet. Hätten die Ampelparteien Personalfragen vor Sachfragen geklärt, die Politiker wären sicherlich mit Rücktrittsforderungen konfrontiert worden.“ . ++ (gb/mgn/07.06.22 – 085)
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