Hamburg, 25. April 2022 (geno). Die Hamburger Historiker-Genossenschaft hat im vergangenen Jahr einen Stolperstein für August Ellinger gestiftet. Ellinger hatte sich bis 1933 für den genossenschaftlich-gewerkschaftlichen Wohnungsbau engagiert. Angesichts der drohenden Verfolgung durch die Nationalsozialisten nahm er sich am 18. Juni 1933 das Leben. Der ihm gewidmete Stolperstein wurde am 5. November 2021 feierlich am Hamburger Besenbinderhof, dem Sitz der Historiker-Genossenschaft eG, eingeweiht.
Ob Genossenschaftsmitglied oder Mitarbeiter von Genossenschaften, Genossenschaftsverbänden oder genossenschaftseigenen Unternehmen, es gab auch im Genossenschaftsbereich eine Reihe von Menschen, die aus rassischen und politischen Gründen verfolgt wurden, sagt Dr. Holger Martens, Historiker und Vorstand der Historiker-Genossenschaft eG. An sie zu erinnern, sei Ziel der Aktion „Stolpersteine für Genossenschafter“. „Wir haben beschlossen, weitere Stolpersteine zu finanzieren und die Patenschaft für vier weitere Stolpersteine zu übernehmen.“
Die bekannten Genossenschaftswissenschaftler Prof. Dr. Ernst Grünfeld und Prof. Dr. Georg Brodnitz erhalten einen Gedenkstein an ihrem letzten Wohnort in Berlin. Beide waren jüdischer Herkunft. Grünfeld nahm sich 1938 das Leben. Brodnitz wurde 1941 deportiert und ermordet. Weitere Stolpersteine sind für Dr. Andreas Hermes, dem Präsidenten des Deutschen Raiffeisenverbandes, der sich an der Widerstandsbewegung des 20. Juli 1944 beteiligte, und für Eugen Grimminger vorgesehen. Der nach 1945 als Präsident des Landesverbandes landwirtschaftlicher Genossenschaften in Stuttgart fungierende Grimminger gehörte zum Unterstützerkreis der Protestgruppe „Weiße Rose“.
Seit 1995 erinnern Stolpersteine an Verfolgte des nationalsozialistischen Systems. Initiator ist der Künstler Gunter Demnig. Inzwischen wurden in Deutschland und in 26 weiteren Ländern mehr als 90.000 Gedenksteine verlegt. Das Projekt bildet damit das weltweit größte dezentrale Denkmal. ++ (hg/mgn/25.04.22 – 060)
www.genonachrichten.de, e-mail: mg@genonachrichten.de, Redaktion: Matthias Günkel (mgn), tel. 0176 / 26 00 60 27)