Geno-Banken Verschmelzung ohne Wertausgleich sind keine Mitgliederförderung.

Bullay, den 2.03.2022/igenos. Aufgrund der anhaltenden Diskussion  über die Sinnhaftigkeit der BVR Fusionspolitik (hier) sowie die  DGRV Stellungnahme vom 1.März 2022 (hier) zum Thema Mitgliederförderung durch Verschmelzung möchten wir noch einmal  auf offensichtliche Widersprüche hinweisen. Die Fusionspolitik der Volks- und Raiffeisenbanken ist keine Antwort auf zunehmende Digitalisierung des Bankgeschäfts und sie hat absolut nichts mit Mitgliederförderung zu tun!
Fusionen sind im Jahr 2022 keine Problemlösung, sondern eine zeitliche und räumliche Problemverlagerung, die nebenbei dazu beiträgt die quasi Enteignung der betroffenen Genossenschafts Mitglieder zu kaschieren.
Als Lösungsvorschlag hat igenos wiederholt die Umwandlung bestehender Bankgenossenschaften in Bürgergenossenschaften vorgeschlagen.  Während bei einer Bankenfusion das Genossenschaftsvermögen ohne Wertausgleich verschenkt wird, besteht die Bürgergenossenschaft weiter. Die Bürgergenossenschaft trennt sich nicht von ihrem Eigentum, sondern lediglich vom Bankgeschäft. Hierzu hat igenos, als Interessenvertretung der Genossen diverse Lösungsvorschläge und Alternativen entwickelt. igenos erwartet eine regelrechte Revolution in den selbstständigen Genobanken, sobald die Mitglieder einmal nachrechnen (aktuelles Beispiel hier)

Seit Jahrzehnten werden die rechtlich selbstständigen Genossenschaftsbanken zu immer größeren Einheiten verschmolzen. Die GenoNachrichten fragen ob, diese im vergangenen Jahrhundert entwickelte BVR Unternehmensstrategie wirklich noch in unsere digitale Welt passt. Das Geschäftsmodell Genossenschaftsbank befindet sich am Scheideweg. Die Genossenschaftsbanken müssen sich auf die Genossenschaftsidee zurückbesinnen, welche die Bedürfnisse des Genossenschaftsmitgliedes vor Ort befriedigen. igenos fordert  einen sofortigen radikalen Kurswechsel und den Stopp der unsinnigen Zusammenführung vieler kleinerer Bankgenossenschaften zu immer größeren Milliardenbanken. Größe ist nicht die richtige Antwort auf die digitale Transformation. Im Gegenteil. Das Wundermittel für das genossenschaftliche Marktwesen heißt Kooperation, schlanke Strukturen und ein neuer, genossenschaftlich geprägter Führungsstil. Also eine regelrechte Volksbank-Revolution.

Jeder weitere Fusion wäre ein völlig unnötiger Zwischenschritt, der viel Zeit kostet und Kapital bindet. Er ist außerdem damit verbunden, dass unter den Augen der Staatsaufsicht eine Enteignung der jeweils  Betroffenen unter den 18 Millionen Bankgenossen stattfindet.  Die genossenschaftlichen Prüfungsverbände unterliegen zwar einer regelmäßigen und gesetzlich verordneten Qualitätsprüfung. Diese erweist sich jedoch zunehmend als untauglich, da sie nur die Formalien prüft, nicht aber das Handeln gemäß Genossenschaftsgesetz.  Eine  Qualitätsprüfung aus Mitgliedersicht impliziert, dass sich die Eigentümer der Genossenschaft darauf verlassen können, dass ihr zuständiger Genossenschaftsverband dahingehend geprüft wird, ob er die Spielregeln(*) der genossenschaftlichen Selbstverwaltung  einhält und umsetzt.  Wenn die Verbände gegen die Interessen der Genossenschaftsmitglieder handeln und die Organe der Genossenschaft korrumpieren, ist das System marode. Die BVR Fusionspolitik ist Teil einer Unternehmenspolitik des vergangenen Jahrhunderts, bei der man versuchte, lokale Marktanteile zu erhöhen und dadurch den Mittelstand der Region noch besser mit Finanzmitteln zu versorgen. Dieses Konzept hat nicht nur die Besonderheiten der Rechtsform Genossenschaft vorsätzlich unterschlagen, sondern auch die Augen vor globalen Trends verschlossen.

Inzwischen zeigt ein Blick in die Welt, wie sich die digitale Transformationen in Wirtschaft, Dienstleistungssektor und Gesellschaft entwickelt kann. In Schweden ist Bargeld mehr oder weniger abgeschafft, in Norwegen, Dänemark und den Niederlanden kaum noch verbreitet. Länder in Afrika oder Asien übersprangen ganze technische Evolutionsstufen, weil es auf dem Land keine Bankinfrastruktur geschweige Festnetztelefonie oder Faxgeräte gab. Bereits seit 20 Jahren ist auf dem afrikanischen Kontinent das Mobiltelefon die Bankfiliale und das Überweisen per Smartphone in Stadt und Land eine Selbstverständlichkeit. Der Mobilfunkanbieter wird zum Zahlungsdienstleister und die Zahlungsabwicklung  erfolgt über Finanzplattformen. Vodafone arbeitet in der Subsahara Zone in sieben Ländern und setzt ca. 400.000 Kleinstagenturen ein, bei denen die Kunden ihre Bargeldeinzahlung vornehmen können. 86% der afrikanischen Vodafone Kunden nutzen das mobile Payment, Tendenz steigend. Auch in Deutschland ist es längst möglich, Abbuchungen über die Telefonrechnung durchführen zu können, z.B. von Käufen im Appstore. Über China muss in diesem Zusammenhang gar nicht geredet werden, hier sind digitales Einkaufen und Bezahlen längst miteinander verschmolzen. 

Retailbanken müssen daher umdenken und zwar schnell. Genossenschaften sind die einzige Gesellschaftsform, in welcher der Mensch, das Mitglied, im Vordergrund steht und nicht das Kapital. igenos schlägt vor, die bestehenden Genossenschaften zu erhalten und die Verfügungsgewalt der Mitglieder zu erweitern.  Das Bankgeschäft wird ausgegliedert, zentralisiert und über digitale Finanzierungsplattformen abgewickelt,  auf die dann alle Genossenschafts-mitglieder direkt zugreifen können. Vor Ort wird ein mobiler Basisservice für die  älteren oder sich der Digitalisierung verweigernden Mitglieder eingerichtet, um eine Grundversorgung zu ermöglichen. Diese können Agenturen übernehmen. 

Die nunmehr ehemaligen Genossenschaftsbanken werden durch  Mitgliederbeschluss in Bürgergenossenschaften umgewandelt. Diese Genossenschaft investiert ihr Kapital in neue Betätigungsfelder, zum Beispiel die lokale Energieversorgung oder in den Wohnungsbau, also Felder, die den Mitgliedern zugute kommen. Auch eine Unternehmensberatung in Kombination mit temporärer Unternehmensbeteiligung, bieten sich an. In dem Zuge denkt auch der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken und die ihm angegliederten Verbänden um.  Er versteht sich nunmehr als Dienstleister des genossenschaftlichen Banksektors und betreut die neuen Genossenschaften partnerschaftlich.

Den nachstehenden Beitrag haben wir mit freundlicher Genehmigung des KMI Verlags aus dem Branchen Newsletter bank-intern übernommen. Es handelt sich um den Teil II des Beitrags: Morgen kann kommen. Der Teil 1 liefert die notwendigen Hintergrundinformationen

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