Rakka, 9. Dezember 2021 (geno).Genossenschaften sind das wesentliche gesellschaftliche Korsett der autonomen Region Rojava im Nordosten Syriens. Nun steht das seit sieben Jahren existente, von Kooperativen getragene Selbstverwaltungsgebiet vor seiner größten Herausforderung. Obwohl die autonome Administration äußerst zurückhaltend regiert, spitzen sich die politischen und ökonomischen Konflikte in allen Himmelsrichtungen zu. Im Mittelpunkt stehen die Begehrlichkeiten um die Erdöllagerstätten und die Wasservorräte am Euphrat.
Die Widerstandskraft der in Rojava ansässigen Kurden dürfte sich aus ihrem Selbstverständnis speisen. Die „Neue Zürcher Zeitung“ geht darauf näher ein: „In dem System, das von der Idee des demokratischen Konföderalismus des PKK-Gründers Abdullah Öcalan inspiriert ist, hat die Bevölkerung ein gewisses Mitspracherecht: Jedes Stadtviertel, jedes Dorf wählt einen Rat, in dem Männer wie Frauen gleichermassen beteiligt sind. Dieses Rätesystem hat Hunderte linke Freiwillige aus aller Welt nach Rojava gezogen.“
In der Zeitung „nd“ stellt das Vorstandsmitglied der „Union der Kooperativen Rojavas“, Resat Kaymaz, fest, dass alle Kooperativen an das Rätesystem und die demokratische Selbstverwaltung angebunden sind. „Es gibt Kommunen, Räte, Akademien. Gemeinsam mit diesen bauen wir die Kooperativen auf. Die Kommunen entscheiden selbst darüber, wie sie ihre ökonomischen Probleme zu lösen versuchen. In den Akademien werden die Menschen ausgebildet, um die beschlossenen Projekte umzusetzen und die Kooperativen ins Leben rufen zu können.“ Es gebe Genossenschaften für Stromversorgung, Bäckereigenossenschaften und Wassergenossenschaften. Sogar Rinder-, Schafs-, Enten-, Puten und Hühnergenossenschaften existierten. In Shedade habe sich eine Genossenschaft gebildet, die Salz produziert. Die früher der syrischen Regierung unterstellten Baumwollfarmen seien ebenfalls in Genossenschaften umgewandelt worden. Ansatz sei: je mehr Genossenschaften, um so mehr Einschränkung des Kapitalismus. ++ (rj/mgn/09.12.21 – 152)
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