Oranienburg/Bolzano, 11. August 2021 (geno). In diesen Wochen und Monaten schippert ein Schiff auf Havel und Elbe, das ganz im Geiste italienischer Theatergenossenschaften von jungen Schauspielern, Technikern und Seeleuten als Wander- und Puppentheater betrieben wird. Die Premiere für diese Saison 2021 fand am Elbufer in Wittenberge statt. Das selbst konstruierte und gebaute Schiff namens „Genossin Rosi“ liegt im Herbst und Winter in Oranienburg. Es existiert und wirkt seit dem Jahr 2017. Der wie ein Hausboot wirkende Kahn wurde unter dem Titel „Traumschüff eG“ als Genossenschaft gegründet und bringt in der warmen Jahreszeit vor allem den Ostdeutschen, in deren Kleinstädten fast ausnahmslos Theater und Kulturhäuser geschlossen worden sind, Kultur direkt und kostenfrei vor die Haustür oder an die Fluss-Ufer.
Ohne es selbst zu ahnen oder gar zu wissen, treten die wagemutigen Künstler in die Fußstapfen berühmter italienischer Mimen, die ebenfalls als Genossenschaften geführte Schauspieler-Trupps gar jahrhundertelang betrieben haben. Zu ihnen gehörte Otello Sarzi aus Mantua in der Emilia-Romagna, dessen Puppenspielerfamilie einst bis in die vierte Generation zurück als Wanderbühne durch ganz Italien zieht. Seinem Beispiel folgt Marco Magnani, der in der toskanischen Ortschaft Barga bei Lucca bis heute ein Puppentheater führt, das als direktes Erbe der „Commedia dell‘ Arte“ gilt. Ähnliches tut das Teatro di Sardegna – Zentrum für Theaterinitiative. Es gehört zu den genossenschaftlichen Ensembles, die die höheren Weihen des italienischen Kulturministeriums erhalten haben und finanziell gefördert werden. Im nächsten Jahr spielt die Kunst-Kooperative aus Sardinien mit Unterstützung aus Rom in Argentinien.
In den Genuss solcher staatlichen Förderung kommt nun auch neuerdings die Theatergenossenschaft Prometeo aus Bolzano, wie das August-Magazin des Südtiroler Coopbundes berichtet. Sie wurde aufgrund ihrer 40jährigen Aktivitäten in der Region in den „Fondo Unico per lo Spettacolo“ aufgenommen. „La Cooperativa Teatro Prometeo“ enstand im Jahr 1985 aus der Erfahrung eines Gründerkollektivs, das sich 1977 aus Studenten und Arbeitern bildete. Diese Theatergenossenschaft bietet inzwischen ein Repertoire von elf Inszenierungen – davon eine in deutscher Sprache, drei für junge Leute und eine als Tanzvorführung für das ganz kleine Publikum. Gastspiele haben schon an mehr als 100 Standorten in ganz Italien stattgefunden – auch in großen Städten wie Genua und Parma. ++ (ku/mgn/11.08.21 – 073)
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