In den GenoNachrichten vom 7.Juni 2021 wurde das SuperCoop Konzept vorstellt. Der Beitrag hat zu angeregten Diskussionen geführt. Handel und Wandel sind nicht nur Schlagworte. Es wurden Forderungen laut, Supercoop finanziell zu unterstützen oder zumindest die Ladenfläche für 1 Jahr kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Mitglieder von genossenschaftlich organisierten Dorfläden machten dagegegen deutlich, dass die Bereitschaft im eigenen Laden einzukaufen, nach einer gewissen Schamfrist drastisch abnimmt. Häufig lässt sich das Ergebnis dann als genossenschaftlich organisierte Selbstausbeutung umschreiben. Es war aber auf keinen Fall beabsichtigt, dass Konzept kaputt zu reden.
Ein weiterer Diskussionspunkt war der „schleichende“ Übergang von der neoklassisch geprägten Konkurrenzgesellschaft zur neuen Kooperationsgesellschaft, aber auch das Fehlen von Fördermitteln. Dieses wird in der nachstehenden Diskussion vertieft.
Alle Kommentare machen deutlich: Ja – der Kooperative Wandel wird nicht von „selbst“ in Erscheinung treten, oder vom „Himmel“ fallen.
Gleichzeitig wird deutlich, dass immer mehr junge, gut ausgebildete Menschen keine Lust mehr verspüren sich im alten System verschleißen zu lassen. Neue Werte wie nachhaltiger Konsum, die persönliche Work Life Balance oder einfach der Sinn des Lebens werden hinterfragt. Und Ja, es gibt bisher einfach zu wenig „Bilder“ oder „Vorbilder“ wie z.B. SuperCoop. Es ist aber auch wichtig und richtig die scheinbaren „Schwachstellen“ solcher Projekte aufzuzeigen, denn es wäre fatal, wenn Mitmacher nach einem „Coop-Startup“ erkennen, dass das Ziel ggf. nicht erreicht wurde; oder in der gewünschten Form niemals erreicht werden konnte.
Wir stellen auch fest wie wichtig solche „Pioniere“ sind. Denn wir befinden uns erst ganz zu Anfang im Übergang von der Konkurrenz-Gesellschaft zur Kooperations-Gesellschaft
Mit der „Messlatte“ der Konkurrenz-Gesellschaft – das zeigt der Artikel zum Konzept (erfreulich deutlich) macht ein „Umbau“ der „Konkurrenz-Gesellschaft“ scheinbar keinen Sinn. Aber dennoch gilt: Solche Projekte sind deshalb wichtig, weil sie zeigen, daß ein „Kooperativer Wandel“ auch politisch gewollt und „förderpolitisch“ (durchaus unter Einbeziehung wissenschaftlicher Begleitung) „ausgewertet“ werden sollte.
Derzeit ist offensichtlich (noch) keine der im Bundestag oder den Landtagen präsente Partei „kooperations-bewusst“ genug, um zu erkennen, dass es beim „Kooperativen Wandel“ um eine Art „Paradigmenwechsel“ geht, für die man auch entsprechende (separate) Fördermittel benötigt, z.B. eine „Kooperations-Förder- Stiftung“.
Die Bereitschaft, solche Projekte (trotz aller „Holpersteine“) ungeschönt transparent zu machen ist nachvollziehbar. Denn man sieht an diesem Beispiel gut, wie wichtig z.B. Studiengänge für Kooperations-Wirtschaft und Kooperations-Wissenschaft sind. Wer meint, „Kooperativer Wandel“ könne sich „unbemerkt“ einschleichen lassen oder man könnte die „Konkurrenz-Denke“ – nur leicht abgewandelt – fortsetzen, der mag dies Projekt als eine Art „Herausforderung“ sehen und sagen: Trotz aller (konkurrenzwirtschaftlicher) Bedenken, es wird gelingen, weil es ohne solche „Pioniere“ nicht gehen wird, nicht gehen kann. …
Auch die „Pioniere“ (ihnen sei Dank!) wissen, auf was sie sich einlassen und genau das sollte viele andere inspirieren – zumindest intellektuell oder eher mehr – etwas zu unterstützen, was jetzt an vielen „Ecken“ entstehen wird (muss). Zu zeigen WAS geht (bzw. was anders gehen sollte). …
Kooperativer Wandel ist auch ein Wandel der „politischen Legitimation“, denn es werden dafür „Steuermittel“ eingesetzt. Es reicht politisch längst nicht mehr, nur Haushaltsausgaben oder (-Einnahmen) darzustellen, sondern es bedarf dringend einer „Qualifizierung“, wofür diese Mittel letztlich dienen: Ein solches Kriterium könnte z.B. sein: Mehr „Miteinander“ statt mehr „Gegeneinander“ zu organisieren. Selbstorganisierte Projekte wie SuperCoop haben einen Anspruch auf eine Anschubförderung.
Die Genossenschaftsidee muss in Deutschland neu belebt werden. Dafür werden dringend Geldmittel für unabhängige Forschung, Entwicklung und Bildung benötigt. Im Gegensatz zur „poröse“ Konkurrenz-Gesellschaft“ liefern Initiativen wie SuperCoop echte Alternativen zum „Denken und Handeln“ in Konkurrenz.
Autor: Gerd K. Schaumann, c/o Bundesverband MMWCoopGo -Menschen Machen Wirtschaft- Dachverband für ganzheitliche Cooperations- und Genossenschaftswirtschaft e.V.