Bolzano, 21. Mai 2021 (geno). „Unser Anliegen ist es, soziale Bedürfnislagen zu erkennen, zu beobachten, zu analysieren, innovative Lösungen zu finden und entsprechende Entwicklungen zu fördern. Das Ganze ist auf die Südtiroler Realität bezogen, wobei der Blick über die Grenzen hinaus sehr wichtig ist“. Das erklärt der Vorsitzende des Verwaltungsrates der Sozialgenossenschaft SOPHIA (Genossenschaft für soziale Innovation und Forschung), Karl Tragust, in einem Interview mit dem Nachrichten- und Community-Portal Salto.bz, das im aktuellen Mai-Newsletter der Genossenschaft abgedruckt ist. In dem Gespräch ist auch die Rede von einem besonderen Projekt. Es handelt sich dabei um den Vorschlag, das deutsche Modell der Seniorengenossenschaft in Südtirol zu etablieren.
Nach den Worten von Tragust findet man bei SOPHIA Genossenschaftsmitglieder aus Wissenschaft und Praxis. Es seien Dozenten der Universität Bozen, Leute aus der Wirtschaft und dem Finanzbereich sowie Praktiker aus dem Sozialbereich, der Verwaltung und der Politik. Bisher habe es Untersuchungen über Bürgergenossenschaften, über die Zeitbanken und über die Sozialgenossenschaften in Südtirol gegeben. Nach wissenschaftlicher Analyse des Ist-Standes würden Vorschläge ausgearbeitet und darüber nachgedacht, wie sie in die Praxis umzusetzen sind. „Ebenso sind wir tätig in der Beratung und Begleitung von Sozialorganisationen. So haben wir zum Beispiel die Fusion der zwei Genossenschaftsverbände Legacoopbund und Confcooperative zu Coopbund begleitet“, betont Tragust. Es gebe auch Kontakt mit anderen Organisationen in Italien, Österreich und Deutschland. Im vergangenen Jahr sei man an einem Vorhaben im ostdeutschen Bundesland Brandenburg beteiligt gewesen, um der ländlichen Abwanderung entgegenzuwirken und die Nachfolge von Betrieben zu sichern.
Mit der CoopGo Partnergenossenschaft h3-o aus Hamburg sei ein Leitfaden entstanden, wie man solche Nachfolge-Genossenschaften gemäß dem italienischen Modell des WorkersBuyOut bildet und unterstützt. Der Vorteil Südtirols, Brücke zwischen Nord und Süd zu sein, wirke und breite sich aus.
Die GenoNachrichten berichteten über das mit EU Mitteln geförderte, genossenschaftliche deutsch italienische Gemeinschaftsprojekt in Brandenburg und auch über das Workers Buy Out Konzept.
Laut igenos, der Interessenvertretung der Genossenschaftsmitglieder, ist das italienische Genossenschaftsgesetz auch eine interessante Vorlage für ein einheitliches europäisches Genossenschaftsgesetz. Diese Gesetzesnovelle ist dringend notwendig um den Bürokratieabbau in der genossenschaftlichen Verbandslandschaft voranzutreiben und die beachtlichen Overheadkosten zu senken. Die Genossenschaftsverbände finanzieren sich in Deutschland ausschließlich über Mitgliedsbeiträge (Zwangsmitgliedschaft) und gesetzlich vorgeschriebene Pflichtprüfungen. Der wettbewerbsfreie, selbstverwaltete Verwaltungsapparat ist dementsprechend aufgebläht und steht unter Kostendruck. Auch die gesetzlich vorgeschriebene Qualitätskontrolle ist nicht zielführend.
++ (sn/mgn/21.05.21 – 063)
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